17.03.2022

Sudan und Südsudan – Herausforderungen und Chancen für Christen

Christenverfolgung heute (Teil 4)

Im Jahr 1985 wurde seine eigene Nichte als Sklavin von islamischen Männern aus dem Norden verschleppt, wie tausende anderer Südsudanesen – hauptsächlich Christen. Inzwischen gibt es die politische Trennung des Landes von Nord- und Süd-Sudan. Der Süd-Sudan konnte erst nach einer langen Periode von Kriegen und blutigen Auseinandersetzungen im Jahr 2011 seine Unabhängigkeit erreichen. Die Unterschiede zwischen dem Nord- und dem Süd-Sudan sind seit Jahrzehnten bekannt. Der Norden ist islamisch geprägt. Die Landessprache ist hier arabisch. Im Süd-Sudan Leben hauptsächlich Schwarzafrikaner, von denen inzwischen sehr viele zum christlichen Glauben fanden.

Als das Land im Jahr 1956 unabhängig wurde, war arabisch noch die Landessprache des gesamten Sudan. Damals ging man aber auch noch davon aus, dass der gesamte Sudan islamisiert werden kann. Doch das stellte sich als Irrtum heraus. Denn schon 1957 stand die Bevölkerung des Südens auf und setzte sich zur Wehr. Es kam zum Bürgerkrieg, der bis ins Jahr 1972 anhalten sollte. Franco Majok musste aus seinem Heimatland fliehen und konnte erst in den siebziger Jahren wieder zurückkehren, als wieder etwas Frieden zwischen dem Nord- und Süd-Sudan herrschte. Doch dieser Friede hielt nur für sehr kurze Zeit. Denn schon 1983 kam es wieder zum Krieg und Franco Majok musste seine Heimat ein zweites Mal verlassen. Inzwischen konnte er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten und mit dieser auch ein eigenes Stück Unabhängigkeit, lebt und arbeitet inzwischen aber auch wieder in seinem Heimatland.

In der aktuellen Ausgabe des Thema-des-Monats-Podcasts von ERF Südtirol berichtet Franco Majok von seinen Erfahrungen in diesem krisengeschüttelten Gebiet Afrikas. Er erzählt von Kriegen, Menschenrechtsverletzungen und der fürchterlichen Sklaverei in seiner Heimat, von der bis heute noch immer viel zu wenig an die Weltöffentlichkeit gelangte. Über die Jahrzehnte des Krieges gegen den islamischen Norden fühlten sich viele Christen vergessen und von der Welt alleingelassen. Heute sieht Franco Majok es so, dass Gott sie auch in diesen dunklen Jahren eigentlich nie allein gelassen hat. „Wir waren gar nicht allein“, so sagt er, „Gott war bei uns und er hat schon damals Christen zu uns ins Land gebracht.“ Das waren vor allem Mitarbeiter der Hilfsorganisation „Christian Solidarity International“.

In der Zeit des Krieges gegen den moslemischen Nord-Sudan war „Christian Solidarity International“ die einzige Hilfsorganisation im Land. Damals haben Mitarbeiter der Hilfsorganisation Informationen über Kriegsverbrechen des islamischen Nordens gesammelt und sie an Politiker der USA und der Länder Europas weitergegeben. Das waren die ersten zaghaften Schritte auf dem Weg zur späteren Veränderung, als der Süden vom Norden getrennt und der Süd-Sudan als eigenständiger Staat anerkannt wurde. Es war Gottes Wirken in dieser langen Zeit des Leidens unter dem Joch der muslimischen Mehrheit, für das Franco Majok so dankbar ist. Inzwischen gibt es in praktisch jedem noch so kleinen Dorf im Süd-Sudan eine Kirche. Das zeigt, wie die Verfolgung letztlich zu einer großen Ausbreitung des Christentums geführt hat. In den Zeiten des Krieges suchten die Menschen des Süd-Sudan nach Sicherheit und sie fanden sie in den christlichen Kirchen. Dort haben sie erfahren, dass Jesus tatsächlich der einzige Weg ist und dass er Halt geben kann, wenn alles andere zerfällt.

Noch heute bemüht sich „Christian Solidarity International“ um die Freilassung der in den Norden des Sudan verschleppten Menschen, die dort von Moslems als Sklaven gehalten werden. Wenn es der Hilfsorganisation gelingt, einige von ihnen zurückzubringen, werden sie im Süden willkommen geheißen. Jeder ihrer Fälle wird dokumentiert, damit die Menschheit erfährt, welche Ungerechtigkeiten und welche Leiden durch den islamischen Norden des Sudan bis heute verübt werden. Viele kehren auch verstümmelt aus ihrer Sklaverei zurück. Frauen wurden häufig sexuell missbraucht oder zur Zwangsheirat mit einem Moslem gezwungen und kehren deshalb oft mit ihren Kindern zurück.

Francis Majok, der Mitarbeiter der Hilfsorganisation „Christian Solidarity International“ ist dennoch unendlich dankbar, über das, was Gott geschenkt hat. Dass der Süd-Sudan heute frei und unabhängig sein kann, ist ein großes Geschenk, auch wenn es in diesem jüngsten Staat der Welt noch viele Missstände gibt. So sind beispielsweise noch immer 65% der Einwohner Analphabeten. Auch nimmt der Süd-Sudan bei der Erwirtschaftung des Bruttoinlandsproduktes noch immer den letzten Platz ein. Hinzu kommt die permanente Gefahr, die weiterhin von der Bevölkerung des Nordens ausgeht, die der Meinung ist, ganz Afrika - und somit auch der Süd-Sudan - müssten islamisiert werden. Es kann also zu weiteren Angriffen kommen, wie es in einigen Grenzregionen auch schon der Fall war. Dennoch können wir froh sein, dass die Menschen des Süd-Sudan ihren eigenen Staat bekommen haben und dort auch ihren Glauben leben dürfen. Als Christen der Länder Europas sollten wir für diesen Süden des Sudan beten und hoffen, dass die Zeit des Friedens weitergeht. Wir können den Menschen im Süd-Sudan aber auch ganz praktisch helfen, indem wir uns Informationen einholen. Die Webseite www.csi-de.de der Hilfsorganisation „Christian Solidarity International“ ist dafür eine zuverlässige Quelle.

Näheres dazu hören Sie im Podcast. Es ist der vierte Teil unserer Reihe zum Thema „Christenverfolgung heute“.

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