01.11.2018

Wenn der Glaube zur großen Hilfe wird

Wenn z. B. alte Wunden aus der Vergangenheit die wahre Ursache für eine Gewohnheit oder eine Störung sind, kann das die Entwicklung eines Menschen manchmal ganz erheblich behindern, wenn nicht sogar blockieren. Deshalb stellt der bekannte amerikanische Psychologe Lawrence J. Crabb in einem seiner Bücher die Frage: "Kann eine Frau, die als Kind missbraucht wurde, wirklich ihre Sexualität genießen? Können Menschen, die sich zu viele Sorgen um ihre Kinder oder das Geld machen, oder Paare, deren Ehe nicht aufregender ist als die x-te Wiederholung eines Fernsehkrimis, sich wirklich ändern?" Die Antwort ist: Ja. Wenn der Weg zur Veränderung auch meist nur über die Erkenntnis führt und oft auch nur über eine ganz bewusste Vergebung oder Umkehr zu erreichen ist. Weil erst dann aus einer Blockade wieder Lebensglück und aus Unzufriedenheit wieder Zufriedenheit wird. Aus Undankbarkeit Dankbarkeit und aus Depression ein mutiges Weitergehen im Leben. All das ist möglich. Doch bevor ein Mensch eine solche Veränderung erfährt, müssen manchmal viele Irrwege gegangen werden. In der Regel ist es so, dass der Prozess der Veränderung damit beginnt, dass wir zugeben und erkennen, wie wichtig und notwendig eine bestimmte Veränderung in unserem Leben tatsächlich wäre. Denn solange der Leidensdruck nicht wirklich groß ist, möchten die meisten überhaupt nichts ändern oder zumindest nicht konsequent genug. Erst wenn der Leidensdruck groß genug oder die Erkenntnis und Reife eines Menschen entsprechend fortgeschritten sind, beginnen wir in der Regel, uns ernsthaft mit dem Problem auseinanderzusetzen. Das ist dann aber auch schon der erste Schritt zur Überwindung.

Veränderung ist möglich

Im Grunde verändern wir Menschen uns ständig – von der Geburt bis zum Tod. Das heißt, dass wir bis zum Schluss nie "fertig" sind. Das ganze Leben lang müssen wir uns mit Problemen, Krankheiten, Konflikten und seelischen Belastungen auseinandersetzen und müssen uns selbst im Zuge dieser Auseinandersetzungen immer wieder hinterfragen, korrigieren und uns auch verändern.

"Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat."
Die BIBEL, Psalm 121,1

Wer sich ernsthaft große Veränderungen in seinem Leben wünscht und dann auch damit beginnt, aus eigener Willenskraft etwas in seinem Leben zu verändern, der muss sich zumindest auf einen langen und harten Weg einstellen, der oft weit anstrengender sein kann, als es ihm lieb ist. Ein Suchtkranker, der sich auf den Weg macht, von dieser Sucht frei zu werden und sich auch dazu entschließt, alles zu unternehmen, um dieses Ziel zu erreichen, wird das ohne Willenskraft, Ausdauer und Konsequenz wahrscheinlich nicht erreichen. Vor allem wird er erst gar nicht damit anfangen, bevor der Leidensdruck nicht wirklich groß geworden ist.  

Aber es gibt noch einen anderen Weg

Wie die Bibel lehrt, nimmt Gott jeden Menschen an, wie er ist – wenn er auch keinen von uns so lassen möchte, wie wir sind. Denn weil er will, dass wir zu Glück und Freude fähig werden, wie er sie uns schenkt, deshalb verändert er uns und hilft uns wie eben nur Gott helfen kann, der die wahren, tiefer sitzenden Probleme unserer Persönlichkeit kennt und auch imstande ist, sie so zu verändern, dass  alles Falsche und auch Bösartige uns nicht länger bestimmen und uns die Freude am Leben rauben kann. Gott möchte, dass wir davon frei werden und nicht  mehr tun, was wir nicht tun möchten, und stattdessen imstande sind zu tun, was wir möchten.

Wie aber geht das?

Ein Mensch, der seinen Kopf nicht hängen lässt, der nach oben schaut und eine Beziehung zu seinem himmlischen Vater beginnt, kann von ihm auch Hilfe erfahren. In der Bibel gibt es sehr viele Stellen, wo genau darüber gesprochen wird. Alle diese Stellen zeigen, dass Gott uns helfen möchte und auch helfen kann. Die Zusagen, die Gott uns dazu gibt, sind viel mehr als nur vage Versprechnungen, es sind verbindliche Worte Gottes, an denen wir uns halten können. Die Bibel geht sogar so weit, dass sie davon spricht, dass wir "neue Menschen" werden können, wenn wir Gottes Angebot annehmen. Wer sich also in seiner Haut nicht mehr wohl fühlt und den "alten Menschen" mit seinen Gewohnheiten und Lastern hinter sich lassen und neu beginnen möchte, der kann dies im Sinne der Bibel tun. Dieses "Neu-Werden" ist sicher die spektakulärste Veränderung, die wir uns vorstellen können. Doch sie ist eine Tatsache. Das haben viele tausend Menschen auf der ganzen Welt bereits erfahren. Sie können bezeugen, dass es diese Möglichkeit gibt. Im Grunde muss jeder Mensch von neuem geboren werden, um Christ zu werden. Davon spricht Jesus Christus ganz eindeutig. Im Johannesevangelium sagt Jesus: "Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen. Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müsst von Neuem geboren werden" (Joh 3,5-7).

"Wer zu Christus gehört, ist ein neuer Mensch geworden. Was er früher war, ist vorbei; etwas ganz Neues hat begonnen. Das hat Gott getan."
Die BIBEL, 2. Korinther 5,17-18

Aber heißt das, dass meine Erbanlagen, meine Erziehung, meine Sozialisation völlig bedeutungslos werden? Nein, das nicht. Die Vergangenheit reicht auch nach diesem "Beschenkt-werden" von Gott in unsere Gegenwart herein. Und unsere Ursprungsfamilie wird unsere Persönlichkeit auch weiterhin mitbeeinflussen. Aber – und hier kommt es nun, das große Aber – von nun an dürfen alle diese angeborenen oder anerzogenen Prägungen nicht mehr beherrschen. Gott wird alle negativen Einflüsse Schritt für Schritt verändern und nichts und niemand kann ihn daran hindern, wenn ich mein Ja dazu gebe und Gott darum bitte. Im Vertrauen darauf, dass Gott immer nur das Beste für mich will, kann ich Gott um die Veränderung bitten, woraufhin er alles in mir verändern wird, was mein Leben bis heute vielleicht behindern und zerstören will. 

Wie hilft Gott?

Indem er uns zu allererst durch sein Wort, die Bibel, sagt, was gut für uns ist. Durch die Bibel hält Gott uns einen Spiegel vor, in dem wir erkennen können, wer wir wirklich sind. Was gleichzeitig auch eine Orientierung ist, an die wir uns halten können. Indem wir Jesus Christus zutrauen, dass in ihm die Kraft ist, alles in uns zu verändern und ihn auch darum bitten, kommt es zur Freisetzung und Entfaltung dieser heilenden Kraft. Dazu gibt es Beispiele auf der ganzen Welt, wie diese Kraft bis heute wirksam ist. Wie sie Menschen aus ihrer Abhängigkeit von Drogen und vielen anderen Süchten geführt hat oder wie Menschen von tiefer Depression geheilt wurden. Aus der 2000-jährigen Geschichte des Christentums wissen wir, dass die Kraft, die von Jesus Christus ausgeht, dazu imstande ist, dass aus Banditen Heilige werden und aus Prostituierten mitfühlende, liebende Frauen, deren Lebensinhalt darin besteht, Gott zu dienen.

Authentisch leben – wer kann es?

Das Wort "authentisch" ist aus der griechischen Sprache abgeleitet und heißt so viel wie echt, zuverlässig, verbürgt, glaubwürdig. Bei einem von Gott veränderten Menschen, der entschiedener Christ geworden ist, sollte es immer so sein, dass er nichts mehr überspielen und auch nichts mehr aus sich machen muss, was er nicht ist. Denn dadurch, dass er von Jesus Christus herausgerettet wurde aus aller Nichtigkeit dieser Welt und dieses Erdenlebens, dessen Reichtümer und Wissen mit dem Tod ohnehin vergehen, hat er es auch nicht mehr nötig, etwas aus sich zu machen, was er ohnehin nicht ist. Wo das anders ist, ist es nicht von Gott. Denn Gott möchte, dass wir sagen können, dass wir authentisch sind und das heißt, dass wir das sind, wie Gott uns als Individuum geschaffen hat. Ein solcher Mensch übertreibt nicht, er untertreibt aber auch nicht, sondern ist einfach der, der eins ist mit sich selbst, bei dem Reden und Handeln übereinstimmen. Im  Grunde das, was jeder von uns sich letztlich wünscht, weil es die große Befreiung bringt.  Eine Gefahr allerdings gibt es dabei, und die sollte uns auch als entschiedene Christen immer bewusst sein. Prof. Helmut Thielicke, der bekannte Theologe und Buchautor, sprach darüber einmal ausführlich in einer seiner Predigten: "Wer aus eigener Kraft Vollkommenheit anstrebt, ist biblisch-theologisch vollkommen im Irrtum." Denn die Veränderung, von der hier immer wieder die Rede ist, bewirkt Gott, sie geschieht nicht durch unsere Anstrengung. Von uns ist verlangt, dass wir Gott und seinem Wort der Bibel vertrauen, in der Stille immer wieder zu ihm kommen und dass wir ernst nehmen, was Gott uns in seinem Wort, der Bibel, sagt. Denn genau daraus bewirkt Gott die Veränderungen und das – manchmal sogar ohne, dass wir es gleich merken. Es geschieht, indem wir Gott vertrauen. 

"Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir. Ich segne dich."
Die BIBEL, 1. Mose 26,24

Das kann abrupt vor sich gehen, manchmal aber auch über Jahre dauern. Wichtig ist nur, dass wir wissen, Gott handelt, sobald wir anfangen, auf ihn zu hören und ihm zu vertrauen. Spätestens wenn wir diese Veränderung zu merken beginnen, werden wir auch anfangen, Gott dafür zu danken – und das wird den Prozess der Heilung wiederum beschleunigen.

Wofür sollten wir Gott danken?

Jeder, der merkt, wieviel Gutes Gott in seinem Leben bewirkt, wird wahrscheinlich ganz unmittelbar den Wunsch haben, ihm dafür zu danken. Vielleicht fallen ihm jeden Tag tausend Dinge ein, für die er Gott dankbar ist, angefangen vom fließenden Wasser am Morgen über eine warme Dusche bis hin zum elektrischen Strom, der uns am Abend unsere Wohnungen erleuchtet. Wir leben heute in einer Gesellschaft, in der so vieles selbstverständlich geworden ist. Aber selbstverständlich ist das alles hier eigentlich nicht. Wir genießen es, aber keiner von uns weiß, wie lange. Viele Millionen Menschen haben zudem nicht annähernd so viele Annehmlichkeiten wie wir. Genau deshalb sollte all das auch ein Anlass sein, dass wir Gott dafür danken. Wenn wir allein daran denken, was Gott uns geschenkt hat: Angefangen von den Wundern der Schöpfung bis zu unseren Familien und Freunden, unserem Leben und unserer Gesundheit – soweit wir uns ihrer erfreuen können – all das ist Grund, um Gott zu danken. Oder wissen wir nicht, wie schnell sich alles das ändern kann? Deshalb ist Dankbarkeit eines der wesentlichen Geheimnisse des Lebens.

Dankbare Menschen

Dankbarkeit muss von Herzen kommen, dazu fähig werden wir oft erst, nachdem wir diese Veränderung erlebt haben, von der in der Bibel die Rede ist, die aus dem alten Menschen einen neuen Menschen macht, der dann auch fähig wird, Gott zu danken. Erst dann beginnen wir zu verstehen, wie die Zusammenhänge sind und wie sehr wir abhängig sind von der Gnade Gottes, aus der heraus wir tagtäglich leben. Die Frage ist freilich, wie es mit unserer Dankbarkeit aussieht, wenn unser Herz voller Klage und Trauer ist. Können wir auch dann Gott danken? Wer ist in Zeiten des Leids und der Trauer imstande, Gott auch dafür dankbar zu sein? In diesem Fall lehrt uns die Bibel, dass wir auch zu Gott rufen und klagen dürfen. Die Bibel kennt viele solcher Beispiele, wo Menschen zu Gott gerufen haben. Dennoch ist es das Beste für uns, wenn wir auch in diesen Zeiten Gott für alles danken. Denn kaum etwas mobilisiert mehr die heilende und verändernde Kraft Gottes, als wenn wir Gott für alles danken. 

"Einer aus der Gruppe kam zurück, als er es merkte, und lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor Jesus nieder und dankte ihm. (...) Da sagte Jesus: Sind denn nicht alle zehn geheilt worden? Wo sind die anderen neun? Ist es keinem in den Sinn gekommen, Gott die Ehre zu erweisen, als nur diesem Fremden hier?"
Die BIBEL, Lukas 17,15-18

Gott schenkt und beschenkt uns, aber er möchte auch, dass wir ihm dafür danken, damit kann er uns immer wieder beschenken. Wer also möchte, dass seine Bereitschaft zur Dankbarkeit größer wird, kann vor allem eines dafür tun: Gott darum zu bitten, dass er diese Veränderung bewirkt. Dietrich Bonhoeffer, der evangelische Pfarrer, der im Hitlerregime wegen seines Glaubens hingerichtet wurde und vorher im KZ dafür litt, sagte einmal: "Den Undankbaren ist trotz der Genesung in Wahrheit nicht geholfen (), denn Undankbarkeit beginnt mit dem Vergessen. Aus Vergessen folgt Gleichgültigkeit, aus der Gleichgültigkeit Unzufriedenheit, aus der Unzufriedenheit Verzweiflung (). Den Dankbaren aber zeigt Gott den Weg zu seinem Heil." In Deutschland leiden laut Statistik aktuell mehr als vier Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression. Das sind fünf Prozent der Gesamtbevölkerung. Zwei Drittel davon erhalten haus-ärztliche Behandlung, von diesen wird aber nur bei etwa einem Drittel die zutreffende Diagnose "Depression" gestellt. Und nur ein Drittel davon erhält eine angemessene, auf die Depression zugeschnittene Therapie. Das zeigt, wie weit diese mit so viel Leid und Dunkelheit verbundene Krankheit verbreitet ist. Ist es da nicht gut, wenn wir daran denken und das Beste dafür tun, dass es erst gar nicht dazu kommt? Eine der wichtigsten und hilfreichsten Mittel gegen Depression ist das Gebet – und die Dankbarkeit. In Amerika werden sich in den Tagen vor dem 25. November schätzungsweise 30-40 Millionen Menschen auf den Weg zu ihren Familien machen. Grund dafür ist "Thanksgiving", ein nationaler Feiertag und das größte Familienfest in den USA. Im Mittelpunkt des Festes steht der Gedanke des Dankens, der bis auf die ersten amerikanischen Siedler zurückgeht. Es war im Jahr 1621, als die "Pilgrims", die Einwanderer, die mit dem Schiff "Mayflower" nach Neu-England gekommen waren, ihre erste erfolgreiche Ernte feierten.

Das Laubhüttenfest oder "Sukkot"

In der jüdischen Tradition gibt es das Laubhüttenfest oder "Sukkot". Es ist – nach "Rosch Haschana", dem Neujahrsfest, und "Jom Kippur", dem Versöhnungstag – das dritte große jüdische Fest und wird eine ganze Woche lang gefeiert. Mit dem "Sukkot"-Fest drücken die Gläubigen ihre Freude und ihren Dank für die Früchte des Feldes aus und bitten um Regen. Zugleich erinnern sie aber auch an den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Diese mussten während der Wüstenwanderung in Hütten aus Ästen und Zweigen wohnen. An "Sukkot" ist es deshalb Gebot, in einer Hütte (hebräisch: "Sukka") zu wohnen. In der Schweiz zählt der Dank-, Buß- und Bettag zu den fünf höchsten Feiertagen des Landes. Das alles sind Anlässe, die uns daran erinnern, wie wichtig der Dank ist. Dazu fähig macht uns die Veränderung, die Gott in uns bewirkt, wenn wir an ihn glauben, ihm vertrauen und mit ihm leben. Denn dann erst kann Gott Großartiges in uns bewirken und uns ewiges Leben schenken. Daran sollten wir denken.

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