01.04.2020

Was wissen wir über Ostern?

Zu Ostern gedenken Christen an Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Christi. Aus historischen Quellen wissen wir, dass Jesus festgenommen und anschließend zum Tode verurteilt und ans Kreuz geschlagen wurde. Doch dabei ist es nicht geblieben, denn genau so, wie Jesus es vorausgesagt hatte, ist er am Ostersonntag von den Toten auferstanden und in der Folge vielen Menschen erschienen. Diese Auferstehung ist für uns der Beleg dafür, dass auch wir von den Toten auferstehen werden, wie Jesus Christus es denen verheißen hat, die an ihn glauben und ihm vertrauen.

Ostern wird bei uns am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond gefeiert. Das ist die Zeit zwischen dem 22. März und dem 25. April. Damit ist Ostern ein sogenanntes bewegliches Fest und steht zeitlich wie auch von seinem tieferen Sinn her, mit dem alttestamentlichen Passahfest in einer engen Verbindung. Passah (lateinisch: pascha; hebräisch: pessach) erinnert uns an den Auszug der Israeliten aus der Knechtschaft und Sklaverei in Ägypten. Die Bibel spricht ausführlich davon, wie Gott, der Herr, die Israeliten aus Ägypten heraus und durch das Rote Meer hindurch führte. Anschließend ging es 40 Jahre durch die Wüste, bis es schließlich von Gott in das gelobte Land gebracht wurde. Ein Land, von dem die Bibel sagt, dass dort „Milch und Honig" fließen. Dieses Land ist Israel - es gehört zum Volk der Juden und das bis heute. Jesus selbst feierte in der Nacht, in der er verraten wurde, mit seinen Jüngern das Passahmahl. Davon wird uns im Lukasevangelium Kapitel 22, Vers 7 f. berichtet. Im Johannesevangelium heißt es, dass der Hohe Rat der Pharisäer zu der Zeit das Urteil über Jesus fällte, als die Lämmer zur Feier des Passahfestes in den jüdischen Tempel gebracht wurden, wo sie anschließend geschlachtet wurden. Während also die einen mit ihren Lämmern in den Tempel gingen, um sie für das Passahmahl zu schlachten, gingen die anderen mit Jesus, dem Sohn Gottes, vor die Stadt nach Golgatha, um ihn zu kreuzigen und zu töten. Das allein verweist schon auf den tieferen Zusammenhang zwischen Passahfest und Ostern zwischen dem alttestamentlichen Fest der Befreiung Israels und Jesu Einsetzung des Abendmahls im Neuen Testament der Bibel. Passah ist bis heute das höchste Fest in Israel. 

„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht,  was sie tun."
Worte Jesu aus der BIBEL, Lukas 23,34

Jesus deutete dieses Fest immer ganz unmittelbar auf sich. Als er am Abend vor seiner Gefangennahme mit seinen Jüngern das traditionelle Passahmahl feierte, wie alle gläubigen Juden es an diesem Tag feiern, nahm Jesus diese Feier zum Anlass, um daraus das Abendmahl, den neuen Bund zwischen Gott und Menschen zu verkünden.

Es lohnt sich, die Schilderung der Bibel von der Einsetzung des Passahmahles vor dem Auszug der Israeliten aus Ägypten zu lesen und dazu die Stellen des Neuen Testaments, wo Jesus diese symbolischen Handlungen, die für das Passahfest vorgeschrieben sind, auf sich als das „Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt", bezieht.1) 

1) Wer mehr über den direkten Zusammenhang zwischen Passah und Abendmahl wissen möchte, kann dies im Buch „Das Passah des Herrn. Eine aktuelle Auslegung" von Manuel Seibel und „Wozu Taufe und Abendmahl?", hrsg. von Christian Lehmann, nachlesen. Beide Bücher können Sie über die ERF Buchhandlung „Buchgalerie" in Meran, Lauben 315 beziehen.

Im Rahmen des Passahmahls wird neben dem Lammfleisch auch ungesäuertes Brot ausgeteilt, die sogenannte Matze, und es wird viermal ein Becher bzw. Kelch mit Wein gereicht. Wir wissen, Jesus nahm das Brot, brach es und reichte es seinen Jüngern. Währenddessen sprach Jesus die berühmten Worte: „Dies ist mein Leib, der für euch hingegeben wird." Damit sagte Jesus: Ich gehe für euch in den Tod, damit ihr ewiges Leben und die Vergebung eurer Sünden haben könnt (Vgl. Lukas 22,19). Dann nahm Jesus den Becher mit Wein, sprach das Dankgebet und ließ ihn in der Tischgemeinschaft kreisen, wie es bis heute bei den Juden ist. So sprach er: „Das ist mein Blut, das Blut des neuen Bundes, das für viele zur Vergebung der Sünden vergossen wird" (Matthäus 26,28). Damit machte Jesus deutlich: Ich gebe mein Leben, damit eure Schuld bei Gott gesühnt werden kann. Dieses Sühneopfer schafft den neuen Bund zwischen Gott und den Menschen. Der Apostel Paulus spricht in seinem ersten Brief an die Korinther (Kapitel 10, Vers 16) davon, dass wir als gläubige Christen durch den Kelch des Abendmahls Anteil haben am Blut Jesu.

Jesus deutete das Passahmahl also eindeutig auf sich. Er sah sich als das „Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt." Ja, man kann sagen, das Passahmahl, das 400 Jahre vorher in Ägypten eingesetzt wurde, ist ein Abbild dessen, was Jesus als Sohn Gottes vollbracht hat. Jesus ist das von Gott verlangte „fehlerlose Lamm", das beim Passahfest geopfert wurde. Sein Blut bewahrt uns – genau wie damals die Israeliten  beim Auszug aus Ägypten – vor dem Tod und dem Gericht.

„Es gibt nur zwei Arten von Menschen: die Gerechten, die sich für Sünder halten, und die Sünder, die sich für Gerechte halten."
Blaise Pascal (1623–1662), französischer Religionsphilosoph, Naturwissenschaftler

Die Menschen, die dieses Mahl gemeinsam feiern, bilden eine Gemeinschaft, die Gott in die Freiheit führt, genau so, wie er damals die Israeliten in die Freiheit führte und durch die Wüste hindurch in das Gelobte Land, wo Milch und Honig fließen. Aber wie damals die Israeliten, so müssen auch wir die Ordnungen Gottes erst einüben, bevor wir in das Gelobte Land kommen, und wir müssen lernen, Gott zu vertrauen und ihm zu glauben. Mit den Israeliten schloss Gott seinen Bund am Berg Sinai, Jesus hingegen schließt einen Bund mit jedem einzelnen von uns. Es ist der Bund der Errettung durch den Glauben an ihn. 

Wir müssen genau hinhören, was Jesus sagt. Er spricht hier vom: „... Blut des neuen Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden" (Vgl. Matthäus 26,28). Es ist hier von vielen die Rede, nicht von allen. Denn es sind nur diejenigen gemeint, die diesen Bund mit Gott eingehen, die Jesus als ihren Herrn und Heiland anerkennen und sein Angebot der Errettung annehmen. Zwar hat Jesus sein Blut für alle Menschen vergossen, wirksam wird es aber nur, wenn wir Gottes Angebot der Versöhnung in Jesus Christus annehmen. Dann sind wir durch Jesu Tod und Auferstehung gerettet. Das Passahmahl wird vom Volk der Juden in der ganzen Welt zur Erinnerung an die Befreiungstat Gottes gefeiert. Das von Jesus eingesetzte Abendmahl wird bis heute überall auf der Welt, wo Christen sich versammeln, zu seinem Gedächtnis gefeiert.

Wenn wir gemeinsam Abendmahl feiern, erinnern wir uns aber nicht nur an das Leiden und die Auferstehung Jesu, sondern wir erneuern damit auch gleichzeitig unseren Glauben an ihn. Wir zeigen durch dieses Mahl von Brot und Wein, dass wir Anteil haben am Segen des Leibes Jesu und an dem Segen seines am Kreuz für uns vergossenen Blutes. Wer also am Abendmahl teilnimmt, bringt damit zum Ausdruck, dass er Jesus Christus gehört, dass er den Tod Jesu für sich in Anspruch nimmt. Wer das Brot isst und den Wein trinkt, vergewissert sich, dass er durch das Blut Jesu mit Gott versöhnt ist. Das wiederum bedeutet nichts weniger als: Wir gehören zum Volk Gottes, wir sind befreit von den Mächten der Sünde und der Finsternis, befreit für ein neues Leben in einer engen Beziehung mit Gott – befreit, um für Gott zu leben.

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