01.03.2017

Warum diese Verfolgung – auch in Indien?

Während die Form der Christenverfolgung, wie sie vom Islam ausgeht, darin besteht, dass muslimische Milizen, Terrorbanden und Mobs aber auch ganze Staatsapparate einzelne Christen und ganze Kirchengemeinden angreifen, sind es in Indien die vom Staat geduldeten oder geförderten Nationalisten, die Christen schikanieren, bedrohen, verfolgen und nicht selten auch töten. Christen werden als Gefahr für die religiöse Einheit des Landes gesehen und deshalb verfolgt. Ziel dieser brachialen Gewalt ist es, die Lage der Christen so lange zu verschlimmern, bis sie von selbst aufgeben oder sich wieder zum Hinduismus oder Buddhismus zurückbekehren. Deshalb sind Christen in Indien Tag für Tag mit "organisiertem Verbrechen und Korruption" konfrontiert, die sich aber nicht immer nur gezielt gegen sie richten, sondern überhaupt zum Alltag in dieser Gesellschaft gehören, vor allem was Vergewaltigungen von Frauen betrifft. Die Zentralregierung unternimmt so gut wie nichts gegen diese Täter. Deshalb sehen sich diese Verbrecher wie auch Hinduextremisten ermutigt, ihre Aktionen auszuweiten. Wodurch der Druck auf Christen wächst. In den letzten Jahren so stark, dass er inzwischen alle Lebensbereiche der Christen umfasst. Christen in Indien leben deshalb in ständiger Angst und Unsicherheit.

Christen in Indien – Gefahr für die Ungerechtigkeit des Kastenwesens

Hinzu kommt das jahrhundertealte Kastensystem, das in Indien so tief verwurzelt ist, dass seine Abschaffung nahezu unmöglich erscheint. Auch dieses Kastensystem trägt dazu bei, dass die Lehre von der Gleichheit aller Menschen, wie sie Christen vertreten, bekämpft und geleugnet wird. Wenn das Kastensystem auch von der Regierung schon längst verboten wurde, so kommt die indische Nation dennoch nicht davon los. Menschen niederer Kasten und Unberührbare wie die Dalits und Adivasi werden noch immer schlecht behandelt, diskriminiert und ausgestoßen. Viele von ihnen haben sich auch deshalb dem christlichen Glauben zugewandt, wo sie als Menschen einen völlig anderen Stellenwert zugeschrieben bekommen.

"Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eure halten."
Worte Jesu in der BIBEL, Joh. 15,20

Doch jeder Glaubenswechsel wird in Indien nicht nur sozial geächtet und mit Agression beantwortet, sondern auch ganz direkt bekämpft. So ist es in den fünf Bundesstaaten Odisha, Madhya Pradesh, Chhattisgarh, Himachal Pradesh und Gujarat sogar per Gesetz verboten, seinen Glauben zu wechseln. Wenn Christen in diesen Bundesstaaten in Verdacht geraten, ihren Glauben aktiv weiterzugeben, werden ihre Häuser sowohl von nicht­staatlichen Akteuren als auch von der Polizei durchsucht, die dabei entdeckte Literatur vernichtet oder beschlagnahmt. Nicht selten werden die Häuser der Christen dann auch niedergebrannt oder beschädigt. Sich als Christ zu bekennen, kann in Indien sehr gefährlich sein. Drohungen in sozialen Medien sind an der Tagesordnung. Christliche Aktivitäten werden überall im Land überwacht. Dafür gibt es jede Menge Beweise. Zwar ist der Druck auf Christen in den ländlichen Gebieten am stärksten, aber es gibt neuerdings auch Berichte, dass nationalistische Kräfte auch in den Metropolen wie Delhi und Mumbai, gegen Christen vorgehen. Kinder ehemaliger Hindus und Konvertiten wurden z. B. bei der Volkszählung 2011 als Hindus registriert. In Dörfern und Kleinstädten werden auch christliche Zeremonien wie Taufen regelmäßig behindert, wenn nicht ganz verhindert. Aus Nord-­ und Zentral­indien liegen Berichte von christlichen Beerdigungen vor, die durch extremistische Hindus gestört wurden. Familien wurden gezwungen, ihre Angehörigen durch Einäscherung des Leichnams nach hinduistischer Sitte zu beerdigen. Christen ist es auch gesetzlich verboten, Kinder zu adoptieren. Nicht wenige Christen mit hinduistischem Hintergrund haben Verfolgung durch Familienmitglieder erlebt oder wurden von ihren eigenen Eltern angegriffen oder sogar getötet. In den Massenmedien wird über all diese Vorfälle nicht berichtet.

Doch was sagen uns alle diese Berichte?

Wer nach Gottes Willen lebt, der muss auch darauf eingestellt sein, dass er Probleme bekommen wird. Jesus sagte in einer der letzten Seligpreisungen seiner berühmten Bergpredigt: "Glücklich sind, die verfolgt werden, weil sie nach Gottes Willen leben, denn ihnen gehört Gottes neue Welt. Glücklich könnt ihr sein, wenn ihr verachtet, verfolgt und verleumdet werdet, weil ihr mir nachfolgt. Ja, freut euch und jubelt, denn im Himmel werdet ihr dafür reich belohnt werden! Genauso haben sie die Propheten früher auch verfolgt." (Mt. 5,10-12)

"Schweigen ist die schwerste Verfolgung. Niemals haben die Heiligen geschwiegen."
Blaise Pascal (1623 - 1662), französischer Philosoph

Wenn man immer wieder davon liest, dass Christen unterdrückt, verfolgt, entführt, vergewaltigt und getötet werden, dann sind diese Sätze der letzten Seligpreisung nur schwer zu verstehen. Tatsächlich hat es in der gesamten 2000-jährigen Geschichte der Christen noch nie eine Zeit gegeben, in der entschiedenes Christsein nicht verfolgt wurde. Jesus sagt auch nicht, dass Verfolgung gut ist. Er sagt uns nur, dass Gott nichts davon vergessen wird und dass er darüber Bescheid weiß und deshalb auch jedes Leiden, das dadurch entsteht, reich belohnen wird. 

Warum erleben Christen diesen Widerstand?

Weil sie zu Christus gehören, wenn sie nach Gottes Willen leben. Alle, die ernsthaft als Christen leben, werden in irgendeiner Weise verachtet, benachteiligt und verfolgt werden, sagt der Apostel Paulus (vgl. 2. Tim. 3,12). Das ist sicher nicht etwas, was wir uns wünschen, aber es ist verknüpft mit einer reichen Belohnung, wie von Jesus vorausgesagt. Einer der wichtigsten Gründe, warum Christen verfolgt werden, ist, dass Christen anders sind. Denken wir nur an das Kastenwesen in Indien. Christen sind natürlich von Grund auf gegen diese himmelschreiende Ungerechtigkeit des Kastenwesens. Wer aber davon überzeugt ist – aus welchen Gründen auch immer – dem müssen Christen zwangsläufig ein Dorn im Auge sein. Jesus und seine Nachfolger sind eine Kampfansage Gottes gegen ein System, das im Innersten feindlich gegen Gott ist. Die Bibel nennt dieses System "Welt". Dieses Welt-System bedeutet im Kern Feindschaft gegen Gott. Und jeder, der sich auf die Seite Gottes stellt, wird merken, dass es so ist, und wird diese Feindschaft wahrscheinlich auch selbst erleben. Darum ist das Symbol des Christentums das Kreuz: die Welt tötet den Sohn Gottes, aber der überwindet sie durch hingebende Liebe. Christus ist ein Fremdkörper in der Welt, deshalb hat sie ihn ans Kreuz geschlagen. Doch dabei ist es nicht geblieben. Der Widersacher Gottes, der hinter dem System "Welt" steht, wurde dadurch besiegt. Seine Wut bekommen Christen bis heute zu spüren, doch nicht mehr lange. Denn Jesus wird zurück auf diese Erde kommen. Davon spricht die Bibel an vielen Stellen ganz eindeutig. Dann wird er die Herrschaft übernehmen und den Widersacher endgültig hinauswerfen aus dieser Schöpfung.

"Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre."
Die BIBEL, Jes. 53,4

Deshalb ruft Jesus allen zu: "Freut euch und jubelt!"

Wo immer wir diesen Widerstand gegen den christlichen Glauben erleben, ruft Jesus uns zu: "Freut euch und jubelt!" Warum? Weil wir einen solchen Widerstand als Bestätigung unseres Glauben ansehen können. Im Grunde lässt er uns bewusst werden, dass wir auf dem richtigen Weg sind, weil wir zu dem gehören, den die Welt gekreuzigt und verspottet hat. Der aber gerade dadurch diese Welt überwunden hat und jetzt Herr ist über alles. "Euer Lohn," so sagt Jesus, "wird groß im Himmel sein." Spätes­tens in Gottes neuer Welt werden wir es merken, dass alles einen großen Sinn hatte, wenn wir auf der richtigen Seite gestanden haben – auch die Schmerzen der Verfolgung, im Kleinen wie im Großen. Die jetzt weinen, werden lachen – und die zuletzt lachen, sind bekanntlich die, die am besten lachen. Deshalb können Christen fröhlich und entschlossen sein und sogar ihren Peinigern verzeihen, denn die Zeit ihrer Genugtuung wird kommen. Wer z. B. gezwungen ist, eine Freundschaft zu abzubrechen, weil der Freund einem den Glauben an Jesus ausreden will, der muss standhaft sein und wissen, worauf es ankommt. Das ist zwar noch keine Christenverfolgung, aber eine Prüfung, in der wir beweisen können, dass es uns ernst ist mit unserem Glauben an Jesus Christus. Das sind Beispiele, die uns zeigen, dass es immer darum geht, dass wir uns zu Jesus Christus bekennen – und über all diesen Herausforderung steht das Wort Jesu: "Euer Lohn wird groß sein im Himmel!" Deshalb gilt Christen der Grundsatz, sich prägen zu lassen von Gott, auch wenn die Zeiten vielleicht noch gut für uns sind. Es kann sich schon bald alles ändern – auch bei uns, hier in Europa.

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