01.09.2008

Verwöhnung – Der sicherste Weg zur Lebensuntüchtigkeit

Viele Eltern haben Angst, dass ihr Kind eine traumatische Erfahrung macht und traumatisiert durch sein ganzes Leben gehen müsste, wenn sie Grenzen setzen oder von ihm verlangen, dass es lernt, Regeln zu akzeptieren. Wünsche nicht zu erfüllen, ist für viele schon gar nicht mehr möglich, etwas zu verbieten auch nicht. Das jedoch zeigt nur, wie sehr viele Eltern in ihrer Aufgabe als Erzieher kapituliert haben. Das ist oft leider auch darauf zurückzuführen, dass viele Väter und Mütter heute beruflich stark unter Druck stehen und wenig Zeit finden, sich um ihre Kinder zu kümmern. Aus schlechtem Gewissen beginnen sie, ihre Kinder zu verwöhnen oder versuchen, den Mangel an Zuwendung durch materielle Dinge zu ersetzen. Prinzipiell möchten alle Eltern, dass ihre Kinder glücklich sind und zufriedene Menschen werden. Doch leider wissen sie oft nicht, wie sie ihnen dabei helfen können.

Glück hängt nicht von der Befrie­digung all unserer
Wünsche ab!

Erfolg, Schönheit, Intelligenz, Geld und Einfluss mögen schön und oftmals auch wichtig im Leben sein – eine Garantie für ein glückliches Leben bietet all dies jedoch nicht. Allerdings wird das, was wir selbst darüber denken, unser eigenes Handeln bestimmen und deshalb auch Einfluss nehmen auf die Erziehung unserer Kinder.

Wenn aber der Weg, den wir ihnen vorzeichnen, nicht zum Glück im Leben führt, werden sie den Betrug, den wir selbst erfahren, noch einmal durchleben müssen. Wer das nicht möchte, muss ehrlich vor sich selbst werden und dann auch die Konsequenzen daraus ziehen. Nun ist es freilich auch so, dass viele Eltern große Schwierigkeiten damit haben, ihr Kind traurig oder wütend zu sehen. Dazu allerdings kann es sehr schnell kommen, wenn ein Kind oder Jugendlicher seine Wünsche nicht erfüllt bekommt. Wenn Eltern aber, statt konsequent zu sein, immer nur nachgeben, haben sie bereits verloren. Doch da gibt es noch etwas zu bedenken:

Eltern müssen lernen, echte Bedürfnisse ihrer Kinder von unechten zu unterscheiden.

Wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist es auf die Liebe und Fürsorge seiner Eltern angewiesen. Ihre Wärme und Nähe geben ihm Sicherheit und Geborgenheit. Dass ein solches Bedürfnis des Kindes in vollem Ausmaß gestillt wird, ist für das Kind von elementarer Bedeutung. Dann jedoch fängt so gut wie jedes Kind an zu drängeln und fordert einmal dies und ein anderes Mal das. Wenn Eltern in dieser Phase des Kindes nicht lernen zu unterscheiden zwischen Quengeln, grundlosem Schreien und echten Bedürfnissen, dann werden die Weichen falsch gestellt für die Entwicklung des Kindes. Entsprechend wird auch der Weg seiner weiteren Erziehung verlaufen.

Echte Bedürfnisse sollten gestillt werden, sonst fühlt sich der kleine Mensch ungeborgen und verlassen.

Das jedoch ist nur die eine Seite. Die andere ist die, dass schon Kleinkinder lernen sollten, dass das Wörtchen „Nein“ eine Bedeutung in seinem Leben hat. Wer das nämlich nie gelernt hat, wird später mit Grenzen nicht umgehen können, und das wiederum hat schwerwiegende Folgen für das ganze Leben. Deshalb ist es so wichtig, dass Eltern ihrem Kind auch mal etwas verweigern, selbst wenn es daraufhin lauthals schreit. Das Kind sollte lernen, dass es eben nicht selbstverständlich ist, alle Wünsche erfüllt zu bekommen. Auch „bitte“ und „danke“ zu sagen, sollte daher eingeübt werden und das möglichst früh, wenn es später einmal zur Selbstverständlichkeit werden soll. Im Kindergarten und in der Schule sieht das Kind, was andere haben. Jetzt muss es bereits wissen, dass nicht jeder das gleiche wie der andere haben kann und auch nicht muss. Diese Erkenntnis ist oft nicht einfach zu vermitteln. Doch sie ist wichtig. Eltern, die bis dahin kein Fundament dafür gelegt haben, werden sich schwer tun. Denn das Kind wird versuchen, Druck auszuüben, wird schmollen, weinen und alles in die Waagschale werfen, um die Eltern umzustimmen. Vielleicht reagiert es sogar mit offener Aggressivität. Wenn Mutter oder Vater daraufhin „weich“ werden und nachgeben, wird das immer wieder geschehen, bis die Eltern am Ende nur noch tun, was das Kind verlangt. Genau dieses Verhalten führt zur Verweichlichung, die später im Leben  bitter bezahlt werden muss.

Wer seinem Kind Gutes tun möchte, verweichlicht es nicht, denn das macht es lebens­untüchtig

Wir alle lernen durch Erfahrung,  auch das Kind. Es weiß sehr schnell, wie es sein Ziel erreichen kann. Wenn dieser Code erst einmal geknackt ist und funktioniert, übernimmt das Kind mehr und mehr die Kontrolle, ohne dass die Eltern das so richtig merken. Derartige Nachgiebigkeit ist das Ende jeglicher Erziehung – oder vielmehr eine Erziehung mit vertauschten Rollen. Denn fortan bestimmt das Kind, was getan wird. Das Buch „Der kleine Tyrann“ beschreibt das sehr anschaulich. Jetzt könnten wir noch darüber diskutieren, ob eine solche „Erziehung“ nicht auch ihre Berechtigung hat, wie das immerhin lange behauptet wurde. Doch dagegen spricht eine ganz einfache Beobachtung.

Kinder, die in diesem Stil erzogen werden, leiden ihr Leben lang daran

Die Befriedigung aller Wünsche macht einen Menschen nämlich überhaupt nicht glücklich. Seine Ansprüche wachsen vielmehr ins Unermessliche. Denn es liegt in der Natur der Wünsche, dass sie größer und immer größer werden, bis sich am Ende das Gefühl breit zu machen beginnt, dass alle anderen eigentlich nur dazu da sind, diese Wünsche zu erfüllen.

Wie geht man mit wachsenden Ansprüchen um?

Manche Wünsche sind ja durchaus verständlich. Wie aber geht man damit um, wenn sie trotzdem nicht erfüllt werden können? Am besten so, dass Kinder schon früh lernen, dass man sich viele Dinge einfach erarbeiten muss. Wird diese Erziehungsarbeit nicht geleistet, werden die Ansprüche der Kinder immer größer.

Es ist nun einmal so: Keiner von uns kann alles haben

Je früher ein Kind lernt, das zu verstehen und zu akzeptieren, desto besser. Selbstverständlich müssen Eltern kleineren Kindern diesen Grundsatz anders vermitteln als Teenagern. Teenager brauchen nicht nur mehr Freiheit, sondern auch mehr Verantwortung und Vertrauen. Doch wie wollen Eltern ihren Teenagern das geben, wenn sie die Grundlagen dafür nicht schon lange vorher gelegt haben? Wir sehen also, welch eine wichtige Aufgabe eine konsequente Erziehung von klein auf ist. In vielen Fällen ist das Teenager­alter die letzte Gelegenheit, dem Kind zu helfen, eine Persönlichkeit zu werden, der Respekt entgegengebracht wird, weil sie Charaktereigenschaften wie Selbstbeherrschung, Mut, Verantwortungsbewusstsein, Sensibilität und Tragfähigkeit besitzt. Ein solcher Mensch wird sich wesentlich leichter tun im Leben als einer, der zum Egoisten „erzogen“ wurde oder zur Haltlosigkeit. Menschen, die nur sich selbst und ihre Wünsche im Blick haben, mögen zwar in unserer Gesellschaft immer mehr werden – geliebt und geschätzt sind sie jedoch nicht.

Liebe und Wertschätzung sind die entscheidenden Grundlagen für Glück

Ich denke, wir alle kennen genügend Menschen, die ganz einfach nicht teamfähig sind, weil sie sich nicht einordnen können und sich an allen Regeln stoßen. Ständig verlangen sie etwas von anderen und reagieren mit Protest, wenn es ihnen verweigert wird. Einerseits begehren sie ein Übermaß an Zuneigung und stellen unangemessene Besitzansprüche, sind andererseits aber nicht bereit, selbst etwas zu geben. Wenn dann jeder beginnt, sich von ihnen zurückzuziehen, reagieren sie oft mit Erstaunen. Am allermeisten aber leiden diese Menschen, wenn sie älter geworden sind und ihre Einsamkeit zunimmt. Im Alter werden sie häufig – auch durch den wachsenden Neid und die Eifersucht auf andere – geradezu „ungenießbar“. Der Nährboden für diese negativen Charakterzüge wird jedoch schon sehr früh gelegt. Eine wertvolle Hilfe für das Kind ist eine Erziehung, bei der die Eltern es nicht nur gut meinen, sondern ihrem Kind schon früh beibringen, wie das Leben ist und was es lernen muss, um später einmal in den Herausforderungen des Lebens zu bestehen. Das christliche Menschenbild und die Grundregeln einer christlichen Erziehung sind gerade deshalb so hilfreich, weil sie nicht an Moden gebunden und deshalb zeitlos gültig sind. Wer sich an die Regeln der Bibel hält, der hat eine gute Grundlage für seine Erziehungsaufgabe. Er fällt nicht so leicht einer Modeerscheinung zum Opfer und gerät auch nicht in Verwirrung, was nun richtig und was falsch ist. Denn das gibt die Bibel eindeutig vor. Wenn z. B. eine Mutter mit ihrer Tochter vereinbart, dass sie in den Ferien Reitstunden nehmen darf, wenn sie zuverlässig die Hausaufgaben macht, dann ist das eine gute Vereinbarung, wenn sie von beiden Seiten eingehalten wird. Wenn sich die Tochter aber nicht daran hält und trotzdem in den Genuss der Reitstunden kommt, wäre das Erziehung ohne Konsequenz – und damit falsch. Denn Inkonsequenz führt immer zu Problemen – in der Schule, wie im Leben. Das Leben funktioniert nun mal nur, wenn Spielregeln eingehalten werden. Deshalb hat es auch verheerende Folgen, wenn Eltern dem Kind alle diese Schwierigkeiten aus dem Weg räumen, nur weil sie es „gut meinen“. Wenn Sie sich fragen, was Sie tun können, damit Ihr Kind später im Leben zurechtkommt, lautet die Antwort:

  • Fangen Sie in früher Kindheit an, dem Kind nicht alles zu geben, was es will.

  • Geben Sie Ihrem Kind eine christliche Erziehung.

  • Versuchen Sie, Ihrem Kind beizubringen, was Recht und Unrecht ist.

Schon Jean-Jacques Rousseau, der französische Philosoph und Autor des bekannten Erziehungsromans „Émile“ fragte vor zweihundert Jahren:
„Kennt ihr das sicherste Mittel, euer Kind unglücklich zu machen? Gewöhnt es daran, alles zu bekommen! Denn seine Wünsche wachsen unaufhaltsam mit der Leichtigkeit ihrer Erfüllung.“ Gewiss ist es nicht immer einfach, herauszufinden, wann Liebe in Verwöhnung umschlägt. Wenn aber das Kinderzimmer überquillt von Spielsachen, ein ungeregelter Fernsehkonsum und übermäßig hohes Taschengeld zur Selbstverständlichkeit geworden sind, dann ist die Grenze der Liebe längst überschritten. Wer auf das Einhalten von Absprachen verzichtet und das Wegräumen aller Hindernisse für das Kind als selbstverständlich ansieht, der hat sein Kind vermutlich schon längst verwöhnt. Ein solches Kind kann leicht anfangen zu glauben, dass auch im Leben immer alles ganz einfach zu bekommen sein wird. Das allerdings wird zu Frustration und Bitterkeit führen, wenn es im Leben dann ganz anders ist.

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