01.08.2014

Stimmen der Hoffnung

Als Marziyeh Amirizadeh am 5. März 2009 auf die Polizeistation in Teheran musste, sagte man ihr, das sei wegen der Zulassung ihres Autos. In Wirklichkeit war es nur eine Falle. Denn wie sich bald herausstellte, waren Marziyeh und ihre Freundin Maryam schon länger ausspioniert worden. Deshalb wurden die beiden jungen Frauen verhaftet. Was ihnen zur Last gelegt wurde, war schlicht und einfach, dass sie Christen waren. Abfall vom Islam und Verbreitung des Christentums, so lautete die Anklage. Im Grunde ging es darum, dass sie Bibeln verteilt hatten und ihren christlichen Glauben lebten. Im Iran reicht das aus, um eingekerkert zu werden – wie es dann auch diesen beiden Frauen geschah. Was folgte, waren Hoffen und Bangen um ihr Leben und die tagtägliche Schikane durch Behörden und Gefängnisaufseher.

Warten und beten

In den nächsten Monaten saßen die beiden hinter Gittern verschiedener iranischer Gefängnisse, ohne dass sie mit einem Anwalt hätten sprechen können. Ihre Wohnungen wurden durchsucht und was nur irgendwie christlich aussah, wurde konfisziert. Dann wurden beide Frauen stundenlang einzeln befragt; dabei versuchten die Behörden Adressen anderer Christen herauszufinden. "Sonst schlagen wir euch, bis ihr Blut brecht", erinnert sich Maryam an eine der vielen Drohungen. Doch die beiden Frauen verrieten keinen einzigen anderen Christen. Ihre Glaubensgeschwister zu verraten, kam für sie nicht in Frage. Deshalb wurden sie in eine dunkle Zelle geworfen. Keine der beiden wusste, was die nächste Befragung bringen würde. Stattdessen mussten beide damit rechnen, dass sie gefoltert werden würden. "In diesen Tagen erhielten wir weder zu essen noch zu trinken", erinnert sich Maryam. "Open Doors", ein Hilfswerk für verfolgte Christen, hatte seit der Verhaftung von Marziyeh und Maryam zu einer Unterschriftenaktion für ihre Entlassung und zu weltweitem Gebet aufgerufen. Die beiden Frauen erfuhren, dass jeden Tag 40 bis 50 Briefe für sie beim Gefängnis eintrafen. Sie durften zwar keinen einzigen dieser Briefe lesen, aber die Gefängniswärter lasen sie und wurden offensichtlich dadurch berührt. Hinzu kam, dass auch verschiedene Menschenrechtsorganisationen sich für die beiden jungen Frauen stark machten. Aufgrund dieser Initiative und der Appelle vieler Christen kamen die beiden Frauen mehrere Monate nach ihrer Verhaftung endlich frei. Auch wenn bis heute unklar ist, weshalb sie freigelassen wurden. Immerhin wurde ihnen im Gefängnis mehrfach eine bevorstehende Todesstrafe angedroht.

"Die Menschen tun Unrecht, sobald sie in der Lage sind, Unrecht tun zu können."
Aristoteles (384 - 322 v. Chr.), griechischer Philosoph

Inzwischen leben beide Frauen in den USA, wo sie politisches Asyl erhalten haben. Eine Rückkehr in den Iran zu ihren Verwandten ist seither allerdings unmöglich. Soweit bekannt, wurde keine der beiden Frauen in ihrer Haft direkt körperlich misshandelt oder gefoltert, dennoch war, was sie mitmachten, schrecklich genug. Ihnen wurde ständig Angst gemacht und jede medizinische Hilfe verwehrt. Als die 31-jährige Marziyeh im Gefängnis an einer schlimmen Zahninfektion litt und über heftige Kopf- und Rückenschmerzen klagte, erhielt sie keinerlei Behandlung. 

Die Geschichte der beiden Frauen

Maryam und Marziyeh waren beide in muslimischen Familien aufgewachsen. Beide sehnten sich jedoch bereits in jungen Jahren nach einer lebendigen Beziehung zu Gott, die ihnen der Islam aber nicht bieten konnte. Dann erlebten sie in ihren Teenagerjahren eine Begegnung mit Jesus Christus. Darüber berichtet Marziyeh in ihrem Buch "Verurteilt im Iran". Als sie zum Glauben an Jesus gekommen war, konnte sie während einer Woche an nichts anderes mehr denken, als an diese tiefe Liebe zu Jesus. Wenig später wurde sie dann in eine Kirche eingeladen, wo sie von Jesus und seiner heilenden Kraft hörte, bis die Verhaftung kam und anschließend die Flucht in die USA. Maryam dagegen erfuhr von Jesus durch eine muslimische Freundin. Diese wusste, dass Maryam auf der Suche war und gab ihr ein christliches Büchlein. "Lies es," sagte die Freundin, "aber lies die letzte Seite des Büchleins nicht, denn es ist ein Konvertierungsgebet." Doch von der ersten Seite an spürte Maryam, wie ihr Herz tief bewegt war, als sie dieses kleine Büchlein las. Maryam las dann auch das Gebet auf der letzten Seite und bat Jesus in ihr Leben zu kommen – und genau das geschah.

"Es ist immer gefährlich, im Recht zu sein, wenn eine Regierung im Unrecht ist."
Voltaire (1694 - 1778), französischer Schriftsteller und Philosoph, Aufklärer

Als die beiden jungen Frauen später gemeinsam auf einer Bibelschule in der Türkei waren, lernten sie sich kennen. Anschließend kehrten sie zurück in den Iran und begannen, anderen von ihrem Glauben zu erzählen und nachts Bibeln in die Postkästen zu werfen. Im Gefängnis erkrankten die beiden Frauen dann mehrfach aufgrund der katastrophalen hygienischen Bedingungen. In den Gerichtsverhandlungen wurde Marziyeh und Maryam immer wieder mit der Todesstrafe durch Erhängen gedroht, sollten sie dem christlichen Glauben nicht abschwören. Doch trotz aller Drohungen hielten beide am Glauben an Jesus Christus fest. Als nach neun Monaten der internationale Druck auf die Regierung in Teheran offensichtlich zu groß geworden war, kam für die beiden Frauen der Tag, an dem sie freigelassen wurden.

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