01.07.2016

Männlichkeit oder Krise der Männlichkeit?

Männlichkeit scheint in unserer westlichen Gesellschaft in einer Krise zu stecken. Doch in welche Richtung die Entwicklung dieser Krise gehen wird, weiß im Moment noch keiner. Währenddessen wird in der Gesellschaft weiter über alte und neue Vorstellungen von Männlichkeit gestritten und diskutiert. Dabei fällt auf, dass für viele die Vorstellung von Männlichkeit als Ganzes auf dem Spiel steht, auch wenn vielleicht nur Teilbereiche davon in Frage gestellt werden. Wenn ein Mann seiner Frau bei der Pflege eines Kleinkindes hilft, ist deshalb doch noch lange nicht seine Männlichkeit in Frage gestellt. Einige jedoch sehen das so. Immerhin hat sich durch die gestiegene Erwerbstätigkeit von Frauen die Position des Mannes in der Familie stark verändert. Selbst in der Arbeitswelt werden inzwischen vermehrt Kompetenzen von Männern gefordert, die nicht dem herkömmlichen Männerbild entsprechen. Soziale Kompetenz, Teamfähigkeit oder ein neuer Führungsstil; das alles war früher nicht annähernd so wichtig wie heute. Das wirft die Frage auf, wohin diese Veränderungen uns noch führen werden. Müssen wir uns darauf einstellen, dass sich die Rolle des Mannes immer noch mehr verändern wird? Und wenn ja, wohin? Frauen setzen inzwischen voraus, dass Männer sich um Kinder kümmern, vielleicht auch bereit sind, Elternzeit zu nehmen oder ihnen im Haushalt zu helfen. Aber bringt das nicht alles die bisherige Vorstellung von Männlichkeit ins Wanken?

 

Was verstehen junge Männer unter Männlichkeit?

Es ist interessant, dass die meisten jungen Männer ihre Hauptaufgabe nach wie vor darin sehen, für eine Familie berufstätig zu sein und als Vater einer Familie vorzustehen. Gegebenenfalls wären sie auch bereit, in der Hausarbeit mitzuhelfen. Wobei sich da bereits verschiedene Gruppen bilden. Dass Frauen eine gute Ausbildung haben und berufstätig sein wollen, stellt jedoch niemand mehr ernsthaft in Frage, unabhängig davon, wie schwierig das unter den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen auch sein wird. Das alles zeigt sich dann erst in der Realität des Familienalltags. Währenddessen können Frauen sich inzwischen schon gar nicht mehr vorstellen, mit einem Mann zusammenzuleben, der ihnen nicht zugesteht, neben ihrer Rolle als Mutter auch selbst erwerbstätig zu sein oder beruflich Karriere zu machen. Gleiches gilt für Arbeitsteilung in der Hausarbeit wie in der Kinderbetreuung. Gesellschaftlich gesehen werden wir davon ausgehen müssen, dass die Vielfalt der Formen des Zusammenlebens in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiter zunehmen wird und damit die Beziehungskonflikte und Scheidungen. Leidtragende werden auch hier wieder die Kinder sein.

„Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten.“
Die BIBEL, Psalm 103, 13

Leben in der sog. „vaterlosen Gesellschaft“

Vor allem Jungen bräuchten das männliche Vorbild, das in vielen Fällen jedoch schon heute zu oft fehlt. Wir kennen inzwischen erschreckende Meldungen, in denen uns berichtet wird, wie oft junge Burschen und Mädchen aus vaterlosen Familienverhältnissen in die Gewaltszene abdriften. Das gilt nicht zuletzt auch für die vielen jungen Menschen, die in den letzten Jahren in den Nahen Osten reisten, um sich dem moslemischen Gewaltexzess anzuschließen. Selbst in der Schule und anderen Bildungseinrichtungen gibt es kaum noch männliche Vorbilder. Wo also finden sich Vorbilder einer gesunden Vorstellung von Männlichkeit?

Das Bild des Mannes in der Bibel

In der Bibel wird die Rolle des Vaters sehr oft betont. Das findet seinen Höhepunkt in der Darstellung des allmächtigen Schöpfergottes, von dem die Bibel sagt, dass er das gesamte Universum geschaffen hat, während er uns gleichzeitig als der „liebende Vater im Himmel“ gezeigt wird. Im Besonderen kommt dieses Bild des Vaters in der Geschichte des verlorenen Sohnes (Luk. 15, 11-32) zum Ausdruck, wo der Vater den Sohn in Empfang nimmt und gleichzeitig ordnend eingreift, als der zweite Sohn sich darüber ärgert. Geradezu paradigmatisch ist das Bild des Vaters im „Vater unser“, dem weltbekannten Gebet, in dem wir aufgerufen werden, Gott als Vater anzusprechen. An anderer Stelle ist davon die Rede, dass der Heilige Geist jedem Christen sagt, dass wir Gott als „Abba“ d. h. „Papa“ anrufen dürfen.

Ein Beispiel für Männlichkeit

Einige Züge moderner Männlichkeit finden wir bereits bei Jesus Christus. Er war ein Mann, der wusste, was er wollte, was seine Lebensbestimmung war, die er mit äußerster Konsequenz in seinem Leben verfolgte. Er sprach Klartext, wenn es darum ging, Missstände aufzuzeigen oder sich für Unterdrückte einzusetzen. Drohungen und Einschüchterungsversuchen der herrschenden Klasse stand er furchtlos gegenüber und ließ sich davon nicht beeindrucken. Gleichzeitig erbarmte er sich der Schwachen, Kranken und Ausgestoßenen, verteidigte und herzte Kinder und zeigte den Frauen Respekt und Würde. Das alles war zur damaligen Zeit geradezu revolutionär. Jesus konnte aber auch Gefühle zeigen. In den Berichten der Bibel lesen wir z. B. davon, wie er vor den Toren von Jerusalem weinte.

„In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. (...) Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten.“
Worte Jesu in der BIBEL, Joh. 14,2

In den Kirchen wird heute vielfach von einem Jesus gesprochen, der zu allen verständnisvoll und liebevoll war. Das ist die eine Seite der Wahrheit. Doch konnte Jesus auch sehr entschieden auftreten und sogar aggressiv werden. Vor allem, wenn es um die Wahrheit und die Sache Gottes ging. Dann wies er die Gelehrten seiner Zeit zurecht und trieb die Kaufleute aus dem Tempel hinaus. Diese Form positiver männlicher Aggression, wie Jesus sie zeigte, wird heute oft verschwiegen und ausgeklammert. Doch sie gehört zur Schöpfung und ist als positive Kraft offensichtlich auch von Gott gewollt. Probleme anpacken, Ideen umsetzen oder sich für den Schwächeren einsetzen, ihn verteidigen; all das geht nun mal nicht immer nur mit einem Lächeln oder mit guten Argumenten. Es kann auch sein, dass diese zupackende Kraft notwendig wird, wie der Herr Jesus sie z. B. zeigte, als er die Händler aus dem Tempel trieb und ihnen zurief: „Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle!“ (Joh. 2,16)

Die Kraft, die etwas bewegt

In der allgemeinen Diskussion über die Rolle und die Verhaltensweisen des „neuen Mannes“ vergessen wir leicht, dass auch diese positiv besetzte Kraft des Männlichen oft notwendig ist und letztlich auch viel bewegt. Allerdings geht es darum, dass diese Form männlicher Durchsetzungskraft immer in den Bahnen christlicher Ordnungen bleibt, wie die Bibel sie uns vermittelt. Ein Bild aus dem Bereich des Sports kann uns das verdeutlichen. Es ist bekannt, dass Sportler kaum in Gewaltverbrechen verwickelt sind. Sie haben gelernt, ihre Schnellkraft und Aggression Regeln zu unterwerfen und dadurch in Bahnen zu lenken. Genauso muss der christliche Mann die Regeln der Bibel kennen und seine Energie dadurch in die von Gott gewollte Bahn lenken, wo sie dann wirksam werden kann. Erst dann kann männliche Durchsetzungskraft ordnend in einer Familie wie auch in der Gesellschaft eingreifen. Ein Beispiel dafür ist Jesus Christus selbst, der gütig, verständnisvoll, barmherzig und voller Vergebung war. Aber auch entschieden und bestimmt, wenn es darum ging, Werte zu verteidigen und Missstände aufzuzeigen. In all dem ist er unser Vorbild und das bis heute.

 

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