01.05.2010

Männer müssen Männer bleiben (dürfen)

In einem Gespräch sagte mir neulich eine Frau: „Wir haben nun lange darüber gelacht und über die Rolle des Mannes Witze gemacht! Doch allmählich erkennen wir den Ernst des Problems.“ Tatsächlich zeigt die systematische Demontage des Männerbildes inzwischen ihre Folgen. Besonders deutlich wird es im Bildungsbereich, wo Burschen immer öfter als Störenfriede auffallen, schlechte Noten nach Hause bringen oder sogar die Schule abbrechen. In Deutschland wächst bereits jedes fünfte Kind mit nur einem Elternteil auf, und das ist in 85% der Fälle die Mutter. In Österreich und Italien ist die Situation nicht anders. Für die Rollenfindung und die sexuelle Identifikation eines jungen Menschen ist jedoch der Vater wichtig, wenn nicht sogar unersetzbar. Wo Mütter diese Rolle übernehmen, besteht die Gefahr, dass der heranwachsende junge Mensch Angst davor bekommt, seine Rolle als Mann überhaupt zu übernehmen. Väter sind auch wichtig als Beispiel für eine positive männliche Art von Problemlösung.

 

Der Soziologe Gerhard Amendt hat für seine Studie mehr als 3.600 Scheidungsväter befragt und kommt zu dem Ergebnis, dass Männer mit einer Scheidung wesentlich schlechter zurechtkommen als bislang angenommen. Was darauf zurückzuführen ist, dass Männer schweigen, weil sie womöglich Angst davor haben, verletzt zu werden. In den Kindergärten, im Grund-, Mittel- und Oberschulbereich; überall fehlen die Männer. Was sind die Gründe dafür? Sind erzieherische Berufe nicht mehr attraktiv genug? Erscheinen sie Männern finanziell und vom Status her unangemessen? Gleiches gilt für Berufe im Pflegebereich. „Männer“, so sagt der Soziologe Walter Hollstein, „galten bis in die sechziger Jahre als Schöpfer und Erfinder, Entdecker und Wissende und standen im Ruf, die ‚Krone des Menschseins‘ zu sein." Inzwischen sind jedoch nicht nur Männer, sondern auch männliche Verhaltensweisen wie Bewegungsdrang, Kräftemessen oder Selbstdarstellung in unserer Gesellschaft negativ besetzt.

Seit Beginn der Emanzipationsbewegung der Frauen in den sechziger Jahren werden männliche Wesen häufig als Kriegstreiber, Naturzerstörer, Gewalttäter, Kinderschänder oder - vor allem in der Werbung - als Trottel und Versager hingestellt. Männer sind selbstverständlich auch an der Finanzkrise schuld, am Terrorismus, am Klimawandel und überhaupt an allen Übeln dieser Welt, wo immer sie zu finden sind. Davon mag vieles stimmen - und doch ist es zu einfach gesehen. Denn damit werden die Probleme nicht aus der Welt geschafft. In ihrem Buch „Pornografie“ aus dem Jahr 1981 schreibt die amerikanische Feministin Andrea Dworkin: „Terror strahlt aus vom Mann, Terror erleuchtet sein Wesen, Terror ist sein Lebenszweck.“ Marilyn French zögert in ihrem Bestseller „Frauen“ aus dem Jahr 1977 nicht, Männer mit den Nazis gleichzusetzen, „die erschossen gehören“. Solche Zitate sind nicht mühsam zusammengesucht, sondern repräsentativ für eine gewisse Art feministischer Literatur, wie die amerikanischen Wissenschaftler Katherine Young und Paul Nathanson in ihrer Untersuchung „Spreading Misandry“ aus dem Jahr 2001 belegen. Wer sich fragt, was letztendlich hinter dieser Abwertung des Mannes steht und wie es dazu kommen konnte, wird recht bald merken: Es ist die Zerstörung der Familie, um die es hier geht. Denn ohne den männlichen Partner gibt es Familie nicht.

Die Demontage des Mannes

Früher galten Mut, Leistungswille und Eigenständigkeit als männliche Qualitäten. Heute wird Mut oft nur noch als Aggressivität angesehen, Leistungswille als krankhafter Ehrgeiz und männliche Eigenständigkeit als Unfähigkeit zu menschlicher Nähe und Kommunikation. Diesem Zeitgeist sind Burschen ausgesetzt und sollen dennoch ein gesundes Selbstwertgefühl als Männer entwickeln, während die Gesellschaft ihnen das Weibliche als Vorbild vorgibt. Das mag gut gemeint sein; in der Wirkung kann es jedoch dazu führen, dass frustrierte Burschen plötzlich im Unterricht unangenehm auffallen, stören, sich verweigern oder randalieren. In der Zeitschrift „Emma“ von Alice Schwarzer stand 1986 zu lesen: „Wenn wir wollen, dass es unsere Töchter einmal leichter haben, müssen wir es unseren Söhnen schwerer machen.“ Genau das ist heute die Situation. Burschen sind in vielen Bereichen die Verlierer im Bildungssystem.

Das Bild, das wir von uns haben

Das Bild, das wir als Männer oder Frauen von uns haben, ist identitätsstiftend, gibt uns Halt, entwirft Sinn und schafft Zukunft. In gewisser Weise zeigt es uns, wer wir sind und wohin wir wollen. Ist dieses Bild jedoch chronisch negativ, führt es notgedrungen zu Identitätsstörungen. Wie Untersuchungen belegen, ist der Zusammenhang zwischen dem Zerfall des klassischen Männerbildes und der dramatischen Zunahme von psychischen Störungen bei männlichen Jugendlichen eindeutig. Mit Jugendgewalt, Hooliganismus und sexuellen Übergriffen exerzieren Jugendliche - nach dem Gesetz der „self fulfilling prophecy“, d. h. der sich selbst erfüllenden Vorhersage - was ihnen verbal zugeschrieben wird. Heranwachsenden Männern wird heute oft der Eindruck vermittelt, dass Männlichkeit an sich unrichtig oder schon geradezu krankhaft ist.

Pädagogische Richtlinien, Erziehungsliteratur und Schulalltag tendieren dazu, den jungen Leuten jene Eigenschaften abzutrainieren, die als besonders männlich und deshalb als störend empfunden werden. Dazu gehören Bewegungsdrang, Lautsein, Kräftemessen oder Selbstdarstellung. Interessant ist, was die Philosophin Christina Hoff Sommers dazu bemerkt. Sie schreibt: „Wenn Tom Sawyer und Huckleberry Finn heute leben würden, würde man bei ihnen ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom diagnostizieren und sie mit dem Medikament ‚Ritalin‘ ruhig stellen.“ Eine Beobachtung, die uns zu denken geben sollte. Als im Jahr 1970 Männer in Berkeley in den USA das erste „Men‘s Center“ gründeten, um über die Veränderung ihrer Männerrolle nachzudenken, formulierten sie ihre Ziele in einem Manifest, in dem es heißt: „Wir Männer möchten unsere volle Menschlichkeit wiederhaben.“

Wege in eine neue Männlichkeit

„In meiner 20-jährigen Erfahrung als Seminarleiter“, so schreibt ein bekannter Psychologe, „beobachte ich eine signifikante, allmähliche Veränderung im Kontakt zwischen Männern und Frauen. Während Frauen immer mehr an Stärke und Selbstbewusstsein gewinnen und dafür Durchsetzungskraft und Willen entwickeln, entdecken Männer Qualitäten wie Emotio­nalität, Harmoniebedürfnis, Ruhe und Einfühlungsvermögen. Das, würde man auf den ersten Blick meinen, wäre genau das, was es braucht, weil es uns zu mehr Annäherung und Verständnis der beiden Geschlechter führt. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. In der Beratungspraxis zeigt sich mir eine tiefe Verunsicherung. Immer mehr Männer leiden unter emotionaler Abhängigkeit oder ziehen sich in die Einsamkeit zurück, was wieder zu massiven Problemen führt.“

„Wer bin ich als Mann?“

Aus dieser Verunsicherung heraus bemühen sich viele Männer heute, ihre Aggressivität, Kraft und sogar ihre Sexualität zu verstecken, um ja keiner Frau weh zu tun. Sie lassen sich sogar emotional verletzen - wie kleine Jungen, die auf eine Anerkennung durch ihre Mutter hoffen, wenn sie lieb sind und niemandem wehtun. Doch je „netter“ die Männer werden, umso mehr verlieren sie sich selbst und wissen am Ende nicht mehr, wer sie selbst sind. Das ist wie bei der Geschichte von dem Wolf, der sich in einem Schafspelz versteckte und irgendwann vergaß, dass er ein Wolf war und der Schafspelz nur eine Verkleidung.

Haben Frauen überhaupt ein Interesse am „netten“ Mann?

Das ist die Ironie. Die allermeisten Frauen finden „nette“ Männer unattraktiv. Stattdessen ist es so, dass eine Frau, sobald sie die Dominanz über „ihren“ Mann hat, sehr oft beginnt, ihn abzulehnen. Dann beginnt sie, einen neuen zu suchen, und zwar einen „richtigen“ Mann, um mit ihm wieder „etwas Aufregendes“ zu erleben ... In ihrem Buch „Männer, wehrt Euch“ schreibt Bettina Peters: „Es ist heute äußerst unpopulär, sich für Männer stark zu machen. Diese Erfahrung habe ich gemacht, als ich einen Verlag für mein Buch gesucht habe. Dabei ist mein Buch ganz sicher nicht frauenfeindlich.“

Im Klappentext zu dem Buch von Karin Jaeckel
„Der gebrauchte Mann“ lesen wir:

„Jede dritte Ehe wird heute in Deutschland geschieden, und in knapp der Hälfte davon gibt es gemeinsame Kinder, die in der Regel bei ihren Müttern bleiben. Die Männer werden zu ‚Zahlvätern‘ und ‚Besuchspapas‘, die sich das Besuchsrecht ihrer Kinder oftmals bitter erkämpfen müssen. Vom Trennungsdesaster psychisch angeschlagen und finanziell ausgenommen, werden diese Männer dann zu Partnern zweiter Wahl, sogenannten ‚Second-Hand-Männern‘“.

Haben es Christen besser?

Ja. Denn wer sich dem Wort der Bibel anvertraut und davon ausgeht, dass das, was Gott in der Bibel zu den Menschen spricht, wahr ist und zu allen Zeiten wahr bleiben wird, der hat es besser, denn der weiß, dass nicht die Mode bestimmt, wie Mann und Frau zu sein haben, sondern Gott, der beide geschaffen hat.

Das biblische Bild von Mann und Frau

Das Bild, das die Bibel von Mann und Frau zeichnet, ist klar strukturiert und in seiner Klarheit genial und aktuell. Es hilft nicht nur zu einem gelingenden Miteinander, sondern auch zur Selbstfindung des Mannes und der Frau:

  1. Gott, der uns erschaffen hat, hat uns als Mann und Frau erschaffen.

  2. Gott gibt uns in seinem Wort Hinweise, wie wir das Miteinander gestalten können.

  3. Gottes Wort verändert Menschen, wo sie selbst allein nie dazu imstande wären.

  4. Das Verhältnis zwischen Mann und Frau in Ehe, Gemeinschaft und Öffentlichkeit kann sich entkrampfen, wenn wir uns nach Gottes Wort richten.

  5. Entfremdungen können überwunden und Beziehungen können geheilt werden. Gott selbst bürgt dafür.

Doch wie sieht sie aus, die göttliche Bestimmung?

Die göttliche Bestimmung des Mannes ist es, „Haupt“ zu sein für seine Frau und seine Familie. Die göttliche Bestimmung der Frau ist es, „Hilfe“ zu sein - ihrem Mann. Diese Zuordnung klingt für viele von uns sicher befremdlich. Wir werden jedoch gleich sehen, wie genial und konkret das ist, was sich dahinter verbirgt. Fürs erste hebt diese Zuordnung die Gleichwertigkeit und Gleichrangigkeit der beiden Geschlechter nicht auf, sondern hervor. Denn durch sein „Haupt sein“ findet der Mann seine innere Befriedigung und gewinnt das Herz seiner Frau und seiner Kinder. Die Frau hingegen bringt durch ihr „Hilfe sein“ ihre soziale Kompetenz zur Entfaltung und weckt gleichzeitig Achtung und Dankbarkeit beim Mann, was in ihm wiederum neue Liebe für sie weckt. Das Konzept ist so einfach wie genial und entspricht zu einem sehr hohen Prozentsatz den Fähigkeiten der beiden Geschlechter. Es „funktioniert“, wenn es von beiden Partnern verstanden, anerkannt und nicht ausgenützt wird.

... und wie war das bei Jesus?

Wir wissen, Jesus ließ Frauen wie Männer mit sich ziehen, erscheint nach seiner Auferstehung zuerst einigen Frauen, bevor er sich seinen Jüngern zeigt. In all diesen Verhaltensweisen zeigte er der damaligen Welt, dass er die Einsetzung der Frau in die von Gott gewollte Würde ernst nahm. Mit diesen und vielen weiteren Handlungen hat Jesus die Gleichwertigkeit der Geschlechter ganz eindeutig festgelegt.

Wie aber halten wir es?

Im Januar 2008 wurde an den hundertsten Geburtstag von Simone de Beauvoir gedacht. Ihr berühmtes Dictum aus dem Jahr 1949 lautet: „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird dazu gemacht!“ Dieser Ausspruch markiert die genaue Gegenposition zu dem, was die Bibel uns sagt. Sie sagt, dass wir als Männer und Frauen spezifisch und nicht austauschbar erschaffen sind, mit eindeutig geschlechtsspezifischen Veranlagungen, die es zu entdecken und zu entwickeln gilt. Simone de Beauvoir hingegen und in ihrem Gefolge die Gender-Bewegung sagt, dass Männer und Frauen aus ihren jeweiligen kulturbedingten Rollen definiert werden müssen und dass diese Rollen variabel und austauschbar sind. Christen wissen - oder sollten zumindest wissen - was für sie Maßstab ist. Doch im Grunde muss heute jeder Stellung beziehen und sich entscheiden, welcher Auffassung er folgen will.

Die Bibel - oft gegen den Zeitgeist - aber wahr!

Die Bibel bringt wichtige Dinge des Lebens oft auf eine kurze, prägnante Formel. So sind auch die Begriffe „Haupt“ und „Hilfe“, mit denen die Bibel Wesen und Bestimmung von Mann und Frau kennzeichnet, zwar sehr einfach gehalten und können zu allerlei Missverständnis führen, doch wer sie verstehen will und in ihrer Tiefe durchdenkt, wird erkennen, welch ein Kosmos göttlicher Weisheit sich darin verbirgt. Wenn ein Mann versteht, was mit dem Begriff „Haupt“ gemeint ist, wird aus einem verantwortungsunwilligen und selbstverliebten Menschen ein hingebungsfähiger Mann. „Niemand hasst seinen eigenen Leib“, heißt es in der Bibel, „sondern er nährt und pflegt ihn“. (Eph. 5, 29) Der Leib signalisiert dem Kopf Bedürfnisse, der Kopf reagiert und erfüllt sie. Das ist Haupt-Sein! Denn wie der Kopf den Leib ernährt und pflegt, so hat der Mann die Aufgabe, sich um seine Frau und seine Familie zu sorgen, für sie Verantwortung, Schutz und Fürsorge zu übernehmen. Gleiches gilt für die Frau, die den Begriff „Hilfe“ richtig verstehen muss. Denn damit ist ihr der Schlüssel zur Seele ihres Mannes in die Hand gegeben. Gott will dem Mann durch die Frau helfen, ein Mann zu werden und umgekehrt.

„Haupt“ und „Hilfe“

Die beiden Begriffe können auch als Charakterzüge Gottes gesehen werden. Gott ist Haupt, hat diese Welt erschaffen und erhält sie - und hilft andererseits auch, gibt das, was der Hilfsbedürftige braucht. Diese beiden Charakterzüge überträgt Gott auf Mann und Frau. Wir würden uns alle wahrscheinlich viele leidvolle Erfahrungen ersparen, wenn wir mehr darauf achten würden, was die Bibel uns sagt. Denn was sie sagt, ist in der Tat richtungsweisend und hilfreich.


 

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