24.08.2022

Menschenwürde - auch wenn die Zeiten noch schwieriger werden

Es gibt aber noch viele weitere ähnliche Aussagen der Bibel, die alle grundlegend für das Denken in unseren westlichen Ländern geworden sind. Deshalb wurde dieses Denken auch in den Menschenrechtsdiskussionen der vergangenen 300 Jahre sowie in den Verfassungen der modernen Demokratien aufgenommen.

In Deutschland ist der Begriff der „Würde des Menschen“ – nach der verheerenden Entgleisung der Zeit des Nationalsozialismus – sogar zum Leitbegriff des Grundgesetzes geworden. Das hängt auch damit zusammen, dass die Deutschen nach dieser furchtbaren Erfahrung erkannt haben, dass mit dem Verlust der Menschenwürde auch das „Menschsein“ verloren geht. Wenn es zu solchen barbarischen Greueltaten, wie sie in der Zeit des Nationalsozialismus geschehen sind, nie mehr kommen soll, muss als erstes die Menschenwürde und der Respekt vor dem Menschsein gesichert werden. Das haben die Gesetzgeber erkannt.

Berufung und Würde

Gott gab dem Menschen den Auftrag, die Erde zu bewahren und über sie zu herrschen. Damit delegierte Gott in gewisser Weise einen Teil seiner Herrschaft an den Menschen. Als Jesus auf dieser Erde war, bekamen wir eine Ahnung davon, wie Gott sich das vorgestellt hat. Jesus heilte und lehrte, urteilte gerecht und half, von wem auch immer er gefragt wurde. Am Ende trug er zudem unsere Leiden und unsere Gebrochenheit ans Kreuz, um uns davon zu erlösen. Jesus Christus sagt von sich selbst, dass er gekommen ist, um uns zu erlösen und uns mit Gott, dem Vater, zu versöhnen. Diese „Würde“, ein Kind Gottes zu sein, kann sich niemand von uns selbst nehmen. Sie muss uns von Gott, dem Vater, geschenkt werden. Selbst Jesus Christus hat seine Würde von Gott, dem Vater (vgl. Hebräer 5,4-5). Wenn Gott uns diese Würde als Menschen gibt, geht es allerdings auch darum, dass wir diese Würde nicht wieder verlieren, sei es durch eigenes Verschulden, Bosheit oder auch durch Erpressung anderer.

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Würde ist immer bedroht

Überall da, wo es eng wird, ist auch die Würde des Menschen und der würdevolle Umgang miteinander gefährdet. Das sehen wir in den Ehen, wie auch in den Familien, beim Einkaufen, Autofahren, am Arbeitsplatz, im Verein und oft sogar in der Nachbarschaft. Je schwieriger die Verhältnisse werden, desto geringer ist der Respekt voreinander. In den sogenannten „guten Zeiten“ ist es leicht, vom würdevollen Umgang miteinander zu reden. Wie aber ist es, wenn wir in Bedrängnis geraten?

Deshalb stellt sich die Frage, wie es wohl wird, wenn auch in unseren mitteleuropäischen Ländern jetzt Zeiten auf uns zukommen, in denen vieles enger und schwieriger wird. Wird die Würde des Menschen dann auf der Strecke bleiben? Aus der Geschichte wissen wir immerhin, dass in besonders schwierigen Zeiten auch die Hilfsbereitschaft der Menschen, ihr Mitgefühl und Opferbereitschaft oft nur um so größer wurde, je mehr Not auf sie zukam. Es kommt letztlich immer darauf an, was wir „gelernt haben“, ob wir fit für die Zukunft und auch fit für Zeiten des Mangels sind. Dazu müssen wir schon heute im Kleinen einüben, was uns im Großen erwartet.
Der moralische Niedergang der Völker Europas schreitet voran

Wo immer ein Vakuum an Werten und Moral in einem Staat oder auf einem Kontinent entsteht, wird es von anderen Kulturen und religiösen Überzeugungen gefüllt – das lehrt uns die Geschichte. Wenn der türkische Präsident seinen in Europa lebenden Landsleuten empfiehlt, mindestens drei bis vier Kinder zu bekommen, dann meint er damit genau das. In Europa werden solche Aufrufe als lächerlich abgetan. Doch das sind sie nicht. Die EU täte gut daran, sich zu fragen, was dazu geführt hat, dass wir heute eine eklatant niedrige Geburtenrate aufzuweisen haben und ob nicht auch die katastrophale Abtreibungspraxis in unseren Ländern – die natürlich mit der Frage der Würde des Menschen verknüpft ist – eine große Rolle spielt. Das zeigt letztlich auch, dass die eigentliche Gefahr der Länder Europas nicht die von außen ist, sondern seine eigenen geistigen und moralischen Fehlentwicklungen, die letztlich die gesamte Struktur unserer Gesellschaften, wie sie uns bis heute gedient hat, unterminieren und letztlich zerstören.

Ist es nicht erstaunlich, wie sehr wir uns empören können, wenn es um die Zerstörung von Baudenkmälern geht, während wir gleichzeitig schweigen, wenn es zur systematischen Zerstörung christlicher Werte kommt, auf denen all das aufgebaut ist? Dieses geistige und geistliche Erbe der Menschheit, das so viel Gutes hervorgebracht hat, setzen wir heute aufs Spiel und glauben, dass alles auch ohne diese christlichen Werte genauso weitergehen wird. Aber das wird nicht der Fall sein. Das sehen wir bereits jetzt – und noch sind wir erst am Anfang all der Auswirkungen dieser Entwicklung.

Es beginnt bei der Würde des Menschen

Warum dulden wir die Relativierung der Familie? Sie ist einer der Grundbausteine jeglicher Gesellschaft. Warum ist uns die Reinheit der Seele unserer Kinder so unwichtig geworden? Warum treten wir nicht entschieden für die Rechte der ungeborenen Kinder ein? Ist uns der Schutz unserer Kinder nicht mehr wichtig? „Wenn der Mensch verfällt, verfällt auch die Umwelt, in der er lebt.“, sagte Benedikt XVI.  Christen sollten überall ihre Stimme erheben. Sie sollten niemals nur darauf warten, bis der „Point of no Return“ erreicht ist.

Es geht letztlich immer darum, dem Gott der Bibel neu zu vertrauen, von dem wir wissen, dass er alles zu einem guten Ende bringen wird. Das ist uns an vielen Stellen der Bibel ganz klar und unmissverständlich versprochen. Gewiss spricht die Bibel auch davon, dass bis dahin noch viel Schreckliches geschehen wird, aber das wird nicht das Letzte sein. Denn Gott hält die Geschichte in seiner Hand und nichts und niemand kann ihm etwas aus den Händen reißen. Es geschieht immer nur das, was er zulässt. Deshalb wird letztlich auch alles gut enden. Ist das nicht tröstlich zu wissen – für jeden von uns?

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