01.03.2008

Leid - der Weg zur Vertiefung des Lebens

Wer Ähnliches erlebt hat oder gerade erlebt, weiß, was einem da alles für Gedanken durch den Kopf gehen können und wie die Angst die Wirklichkeit verzerrt; ja, wie auch das Gemüt in Mitleidenschaft gezogen werden kann.

Mir selbst ist es vor einiger Zeit so ergangen

Aber da waren auch die anderen Erfahrungen. Es hat mich z. B. immer wieder neu beschämt, zu erfahren, welch eine helfende Kraft vom Wort Gottes ausgeht. Und wenn es „nur“ Liedtexte waren. Immer hatte ich den Eindruck: Das ist für mich geschrieben oder gesungen worden, und dass Gott dadurch zu mir redet.

Manchmal allerdings fragte ich auch: Ist es tatsächlich für mich geschrieben? In dieser Zeit der Spannung kam ich erst dann zur Ruhe, wenn ich mich zu einem „Ja, Vater!“ durchrang. „Ja, Vater, du hast mich lieb. Ich verstehe dich im Moment zwar nicht, aber ich vertraue dir!“ Von einem solchen Gott-vertrauenden Denken geht Kraft und Trost aus. Wagen und üben muss ich es aber selbst, erst dann kann ich Erfahrungen machen. Was in solchen Zeiten auch hilft, ist das Beten, das Reden mit Gott. Es nimmt den Druck, lässt aufatmen, verarbeitet das Selbstmitleid ebenso wie die Aggressionen. Ich konnte für meine Krankheit zwar nicht danken, aber doch dafür, dass Jesus auch in dieser Lebenslage bei mir ist, ja, dass er der Herr dieser Situation bleibt.

Wenn Leid in unser Leben kommt

Wer lehnt sich nicht zunächst dagegen auf? Das ist eine ganz normale Reaktion. Es darf nur nicht die letzte bleiben. Denn mit der Auflehnung geht ganz eng die Verbitterung einher. Die aber hat destruktive Kräfte. Ganz anders begegnen wir dem Leid, wenn wir lernen, es anzunehmen. Wer es ablehnt, liegt stets mit sich selbst im Kampf. Nimmt man es aber an, wird die Geduld dazu beitragen, es zu verarbeiten, so dass es wertvoll wird. Das ist ein geheimnisvoller Prozess. Wer ihn nicht selbst erlitten hat, schüttelt vielleicht den Kopf. Die Aussagen sind ihm eine Torheit oder ein Ärgernis. Man kann es einem Menschen, der so reagiert, auch gar nicht übel nehmen. Wie sollte er anders reagieren?

Vielleicht, wenn er selbst einmal in diese Lage kommt

Genau so erging es mir. Nach meinem Herzinfarkt stürzten Werte zusammen, die ich für unveränderlich gehalten hatte. Ich musste lernen, neu zu leben. Aufbegehren und Warum-Fragen halfen auf die Dauer genauso wenig wie Resignation. Ein neues Tor tat sich erst dann auf, als ich meine Lebenslage zunächst annahm. Ich habe meinen Weg akzeptiert und versucht, ihn zu begreifen. Ich lerne noch immer - sechs Jahre später - die Erfahrungen in die Praxis umzusetzen. Heute weiß ich: Im Ja zum Willen Gottes liegt die Kraft zum Überwinden, zum Tragen und Ertragen, ohne unter der Last zusammenzubrechen. Im Leiden entdecken wir auch, ob unser Vertrauen zu Gott nur eine oberflächliche Verzierung unseres Lebens ist oder ob es der Grund ist, auf dem unser ganzes Leben ruht. Im Leiden entdecken wir auch unseren Herrn Jesus Christus als Heiland und Tröster, der in wunderbarer Weise seine Verheißung wahr macht, die da lautet: „Ich will dich nicht im Stich lassen.“

 

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