01.04.2014

Leben in Christus oder mit Christus?

„Wer glaubt, hält etwas für wahr aufgrund des Wissens eines anderen und zieht daraus Konsequenzen“, sagt Prof. Dr. Jürgen Spieß und bringt dazu ein Beispiel: „Wenn mir jemand sagt, dass es etwas günstig zu kaufen gibt, bedeutet 'glauben' für mich, dorthin zu gehen.“ Es geht also nicht darum, dass wir „etwas für wahr halten“, sondern dass wir dem glauben, der es uns gesagt hat, und danach handeln. Das ist Glauben. Man „glaubt“ jemandem etwas.
Die Auferstehung ist das am besten belegte Ereignis der Antike. Historiker und Juristen bewerten die Indizien dazu als eindeutig „glaubwürdig“. Jetzt geht es darum, dass auch wir es „glauben“ und danach handeln. Denn durch die Auferstehung Jesu, so lesen wir in der Bibel, ist unser Leben „nicht mehr vergeblich“ (1. Kor. 15). Ohne Auferstehung wären wir noch in unseren Sünden, wie es hier heißt. Jetzt ist unser Verhältnis zu Gott in Ordnung.

Christen dürfen sich an den Gott wenden, der Tote auferweckt

Die Konsequenz, die die Auferstehung Jesu Christi für uns Menschen hat, ist zu allererst einmal, dass es keine aussichtslosen Fälle mehr gibt. Gott kann Wunder tun. Es gibt ein Wiedersehen, für das sich Jesus bei den Menschen, die an ihn glauben, mit seiner Auferstehung verbürgt hat. Andererseits – wer denkt, alle Menschen werden gerettet und werden einmal bei Gott sein, der glaubt nicht das, was Jesus sagt. Denn Jesus sagt ganz eindeutig, dass nur die gerettet werden, die an ihn glauben und ihm vertrauen. Wer also Jesus Christus glaubt und ihm vertraut und Frau und Kind bei einem Autounfall verliert, wie das Prof. Dr. Jürgen Spieß vor Jahren selbst passiert ist, der kann sagen: „Ihr irdisches Leben ist zum Abschluss gekommen. Aber das war nicht alles. Es gibt ein Wiedersehen bei Gott.“ 

„Der Karfreitag geht zu Ende, Ostern dauert an.“
Ernst Hauschka (1926 - 2012), deutscher Essayist und Aphoristiker

Der deutsche Theologe Adolf Theissmann (1866 - 1937) verfasste seine Habilitationsschrift über die immer wieder in der Bibel vorkommenden Worte „in Christus“ – in der Ursprache des Neuen Testaments „en christo“. Dieser Ausdruck kommt im Neuen Testament 196 mal vor. Schon aufgrund dieser Häufigkeit kann man davon ausgehen, dass dieser Ausdruck von großer Bedeutung sein muss. Doch was bedeutet dieser Ausdruck ganz konkret für unser Leben? Er charakterisiert das Verhältnis des Christen zum auferstandenen Jesus Christus. In neueren Bibelübersetzungen werden manchmal andere Worte verwendet. Dadurch ist dieses „en Christo“ nicht mehr zu erkennen. Statt der Worte „in Christus“ oder „im Herrn“ lesen wir „glauben an Christus“ oder „vertrauen auf Christus“. Aber es ist nicht dasselbe ob ich in jemandem lebe oder ob ich lediglich an ihn glaube. In den meisten Übersetzungen sind viele dieser Passagen jedoch klar erkennbar. So zum Beispiel im Johannesevangelium, wo es heißt: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm.“ (Joh. 6,56) oder Joh. 14,20, wo wir lesen: „An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch.“ In Joh. 15,4 fordert Jesus seine Jünger auf: „Bleibt in mir und ich in euch!“ Es gibt noch viele Stellen dieser Art in der Bibel, z. B. Joh. 15,5, wo wir die Worte Jesu lesen: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“ Die Bezeichnung „en Christo“ oder „in Christus“ ist so zentral, dass wir im Folgenden noch näher darauf eingehen werden. Denn wir können nicht wirklich an Jesus Christus glauben und in ihm leben, wenn wir nicht verstehen, was damit überhaupt gemeint ist. Es ist nun einmal nicht so, wie viele sogenannte Christen meinen, dass es schon ausreicht, wenn wir in die Kirche gehen und ab und zu ein gutes Werk vollbringen. Nein, Jesus Christus will, dass wir verstehen, was er möchte, und unser Leben nach ihm ausrichten.

„Unser Glaube ist die Auferstehung der Toten.“
Tertullian (ca. 160 - ca. 220), lateinischer Kirchenlehrer

Lebst du „mit“ Christus oder „in“ Christus?

Eine Frau schrieb vor einigen Jahren: „Mit Christus lebte ich schon seit meiner Kindheit. Ich habe mich bereits in meiner Jugend ganz bewusst für Jesus Christus entschieden. Auch als Familie waren wir fest in unserer Kirche verankert, der Gottesdienst am Sonntag war selbstverständlich, und ich ging auch in einen Hauskreis, wo ich viel über die Aussagen der Bibel lernen konnte. Allerdings lebte ich bis jetzt nicht wirklich in Christus. Das ist mir inzwischen aufgefallen, und das wollte ich ändern. In einem Gespräch mit einem Christen konnte ich dann ein Leben in Christus beginnen. Seitdem erlebe ich viel Neues mit Jesus. Ich spüre dass Gott einen Plan für mich hat. Inzwischen lese ich auch viel bewusster die Bibel.  Ich rede nun nicht mehr nur darüber, dass es Jesus gibt und ich an ihn glaube, sondern dass ich durch ihn ganz neu leben kann.“
Eine andere Frau schreibt: „Jedes Kind einer wirklich gläubigen Familie kann dir sagen, dass Jesus in seinem Herzen lebt. Aber ich glaube, dass ich diese Wahrheit in den letzten zwanzig Jahren nie mehr in irgendeiner Predigt gehört habe – in keiner Kirche, nirgends. Seit meinem letzten Glaubensseminar am „Tauernhof“ habe ich mich ganz neu für Christus entschieden. Seitdem ist mein Vertrauen, meine Treue und Liebe in Jesus wieder gewachsen. Ich fühle mich zuversichtlicher, weil dieses Vertrauen auf dem Wissen beruht, dass es Christus ist, der durch mich wirkt, und dass es nicht an mir liegt. So sage ich heute: 'Herr, hier bin ich!' Er braucht nur meine Verfügbarkeit, nicht meine Fähigkeit. Das bewahrt mich davor, stolz zu werden, weil ich weiß, dass es nur Christus ist, der wirkt.“ Der Inder Sundar Singh, geboren und aufgewachsen im Hinduismus als Sikh, wurde nach seiner Bekehrung zu Jesus Christus ein Wanderprediger. Er ging zu den entlegensten Dörfern in Indien und Nepal und erzählte ihnen die größte Geschichte aller Zeiten, das Evangelium von Jesus Christus. Als 40-jähriger wurde er auf einem Bergpass erfroren aufgefunden. Sundar Singh wurde einmal von einem gelehrten Hindu gefragt: „Was hast du am christlichen Glauben mehr als in deiner früheren Religion?“ Singh antwortete: „Ich habe Jesus!“ Der Hindu sagte: „Ja, das weiß ich. Aber ich möchte wissen: Welches besondere Prinzip, welche besondere Lehre hast du entdeckt, die dir vorher gefehlt hat?“ Sundar Singh sagte: „Ich habe Jesus!“

„Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! “
Worte JESU, aus der BIBEL, Joh. 14,1

Diese Aussage trifft genau das, worum es geht. Es geht nicht um eine neue Lehre. Es geht um Christus. Christlicher Glaube besteht eben darin, in Christus zu sein, denn dann ist Christus in uns. Wenn man einen frisch Vermählten fragen würde, was er in der Ehe Besonderes gefunden habe, würde er wahrscheinlich antworten: „Das Besondere, das ich in der Ehe entdeckt habe, ist meine Frau!“ Denn das Wesentliche einer Ehe ist nun mal der Ehepartner. Eine Frau oder auch ein Mann ist nicht nur ein Bestandteil oder ein besonderes Merkmal der Ehe – sondern er oder sie ist die Ehe. Denn ohne ihn oder sie wäre der andere kein Ehemann, keine Ehefrau. Eine Ehe besteht aus gemeinsamen Interessen, gegenseitiger Hingabe, Opfern und vielem mehr. Doch die Essenz einer Ehe ist der Ehepartner, die Liebe zu ihm und die Verbundenheit mit ihm. In diesem Zusammenhang schrieb der 2013 verunglückte Bibelschulleiter und Autor Hans Peter Royer in einer seiner Schriften: „Wenn mich jemand fragen würde: Ist deine Frau alles, was du bei der Ehe bekommst? wäre meine Antwort: Ja!“ Und er fügte hinzu: „Dasselbe gilt für unsere Beziehung zu Christus.“

„Die Zeit, Gott zu suchen und zu finden, ist unser Leben. Die Zeit, ihn zu sehen, ist der Tod. Die Zeit, mit ihm zu leben, ist die Ewigkeit.“

Taufe, Kirchenzugehörigkeit, Abendmahl, Studium der Bibel, Werke der Liebe – all das ist für ein Leben als Christ wichtig, denn es sind Merkmale eines christlichen Lebens; das Wesentliche allerdings ist die Verbundenheit mit Christus. Das Wachsen in dieser Verbundenheit, dieser Liebe zu Gott nennt die Bibel Heiligung. Deshalb heißt das größte Gebot der Bibel, dass wir Gott lieben sollen – und nicht, dass wir nur an Gott glauben sollen. Es kann nämlich durchaus sein, dass jemand in gewissem Sinn eine Art „Glauben“ an Gott hat. Doch wir sollen Gott und seinen Sohn Jesus Christus lieben und unsere persönliche Beziehung zu ihm pflegen. Dann kann Gottes Geist in uns wirken. Genau das ist durch die Auferstehung Jesu Christi möglich geworden.

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