01.11.2012

Krisen positiv bewältigen – aber wie?

"Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen. Das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenheit."
John F. Kennedy (1917-1963), Präsident der USA 1961-1963

Wer eine Krise durchlebt, fragt sich in der Regel, wie lange es noch so weitergeht. Denn oft fühlt man sich so an seinen Grenzen, dass man nicht weiß, wie es weitergehen soll. Doch der Schlüssel zur Überwindung solcher Tiefpunkte liegt meist ganz woanders. Denn sie erhalten ihren Sinn oft erst dadurch, dass wir in ausweglose Situationen geraten, die so lange anhalten, bis wir beginnen, neu zu denken.

Was sind Krisen? Woher kommen sie?

Das Wort "Krise" kommt aus dem Griechischen und verbindet sich mit Bedeutungen wie "Scheidung" und "Trennung", aber auch "Entscheidung" bzw. "entscheidende Wendung". Eine Krise muss deshalb nicht per se negativ sein, sondern kann auch den Keim für etwas Neues und Gutes in sich tragen. Die Frage ist nur: Was könnte dieses Neue und Gute sein? Denn immerhin erleben wir unsere Krisen zuerst meistens als Enttäuschung, als Schmerz und Verlust von Hoffnung, ja, manchmal sogar als völlige Hoffnungslosigkeit.

Es gibt viele Anlässe, die uns in eine Krise stürzen können:

Eine schwere Erkrankung, Unfälle; eine Beziehung, die auseinanderbricht; ein uns nahestehender Mensch, der stirbt; das Scheitern einer Ausbildung, einer Ehe, einer Partnerschaft, eines Berufsweges, eines Geschäfts; der schändliche Verrat eines Freundes – all das kann eine Krise auslösen, die nicht selten weiteres Leid nach sich zieht. Häufig gehen auch Depressionen mit solchen Krisen einher. In Europa leiden rund fünf Prozent der Bevölkerung an einer Depression. Niemand wünscht sich Krisen, denn sie bringen Spannungen mit sich, die uns manchmal unerträglich scheinen. Dennoch ist es wichtig, dass wir die Spannungen einer Krise "durch-leben" und auch aushalten. Denn es gibt Situationen in unserem Leben, die können und sollen wir nicht abkürzen! Auch in der Bibel werden uns Menschen in schier ausweglosen Situationen bis ins Detail beschrieben. Z. B. die Geschichte von David, der später zum König wurde und "ein Mann nach dem Herzen Gottes" war, wie es in der Bibel heißt.

In der Krise entfaltet sich die Persönlichkeit

Paulus schreibt: "Ich habe überschwängliche Freude in aller unsrer Bedrängnis."
2. Kor. 7, 4

Wie das Beispiel von König David zeigt, mutet Gott uns Krisen zu, damit unsere Persönlichkeit sich entfaltet. In Zeiten der Bedrängnis können wir in einen neuen Erfahrungsbereich hineinwachsen. Introvertierte Menschen stehen vielleicht in der Gefahr, sich zu isolieren; doch wer solche schwierigen Situationen bewältigt, kann auch daran wachsen und sich verändern. Extrovertierte Menschen hingegen neigen auch in einer Krise dazu, viel zu reden. Doch vielleicht wollen sie uns nur sagen, dass sie Hilfe brauchen, möglicherweise auch ärztliche oder therapeutische Hilfe. Wie auch immer wir eine Krise erleben – unsere Persönlichkeit wird sich verändern, wenn wir richtig mit ihr umgehen. Denn wer die Lektionen lernt, die ihm sein Leben in der Krise aufgibt, geht als gestärkte Persönlichkeit daraus hervor.

In jeder Krise steckt auch eine Chance

Krisen scheinen nicht immer einen Sinn zu haben. Doch wenn Gott eine Krise in unserem Leben zulässt, hat er immer eine Lebensbereicherung im Sinn. Das zeigt uns die Bibel an vielen Beispielen. So ließ Gott Daniel in die Löwengrube werfen – doch nicht, um ihm zu schaden, sondern um ihn besondere Gnade erleben zu lassen. Daniel blieb am Ende unverletzt, weil er Gott vertraute. Dass unser Vertrauen zu Gott selbst in einer Krise unverletzt bleibt – das ist ein Ziel, um dessentwillen es sich lohnt durchzuhalten! Elisabeth von Bibra, eine Frau, die nach dem Tod ihres Mannes selbst durch eine tiefe Lebenskrise ging, schreibt: "In Krisen erlangen wir existenzielle Gotteserfahrung. In jeder Krise ist ein Goldstück verborgen, wir müssen es nur finden."

Welchen Sinn können Krisen haben?

"In der Krise beweist sich der Charakter."
Helmut Schmidt (geb. 1918), früherer Bundeskanzler BRD

Wer mit Menschen spricht, die durch Krisen gegangen sind, hört oft, dass sie in diesen Zeiten etwas erlebt haben, von dem sie überzeugt sind, dass es nur auf dem Weg der Krise zustande kommen konnte. Einer der Gründe dafür liegt in der Tatsache, dass die meisten Menschen unter normalen Umständen keine Veränderung suchen, sondern erst dann beginnen, ihr Leben zu verändern, wenn es nicht mehr anders geht. Wenn Situationen entstehen, die ohne Veränderung nicht mehr zu bewältigen wären.

Sollen wir uns Krisen wünschen?

Nein, denn niemand möchte, dass es ihm schlecht ergeht. Vielmehr sollten wir so leben, dass es zu Krisen gar nicht erst kommen muss. Doch wenn Gott unser Leben ins Wanken geraten lässt, dann sollten wir auch daran denken, dass er daraus Gutes bewirken möchte. Denn Krisen bieten uns die Chance zur Veränderung, die wir uns vielleicht insgeheim wünschen, zu der wir aber ohne den Druck der Krise nie fähig wären.

"Die Frau ist heute für den Mann zu oft ein Rätsel, dessen Lösung er bei der nächsten sucht."
Jeanne Moreau (geb. 1928), Schauspielerin

Viele Menschen sehen sich in einer Krise immer nur als Opfer und erkennen die darin liegende Chance nicht. Wer so damit umgeht, wird wahrscheinlich nur wenig davon profitieren. Denn zum Gewinn kann eine Krise erst dann werden, wenn es gelingt, über den momentanen Zustand hinauszuschauen. Deshalb gilt:

  • Machen Sie sich klar, dass in jeder
    Krise eine Chance liegt! Eine Chance für Veränderungen und einen Neuanfang.

  • Sehr oft wird viel zu viel Zeit und Energie darauf verschwendet nachzudenken, wie die gegenwärtige Situation hätte verhindert werden können. Das ist meist nur unnützer Energieverlust.

  •  Sprechen Sie mit anderen über Ihre scheinbar ausweglose Situation. Vielleicht erzählen die anderen Ihnen auch von ihren eigenen Krisen. Fragen Sie nach, wie die anderen kritische Situationen erlebt und vielleicht auch bewältigt haben.

  • Eigene Lebenssituationen lassen sich in der Regel nicht auf andere übertragen, aber Beispiele sind hilfreich und machen Mut.Und noch eins: Krisen sind eine der besten Gelegenheiten, Gott zu erleben. Die Bibel spricht davon in einem der Psalmen: "Wenn du keinen Ausweg mehr siehst, dann rufe mich (Gott) zu Hilfe! Ich will dich retten, und du sollst mich preisen." (Psalm 50, 15)

Depressionen nehmen zu

"Depressionen sind die Krankheit unserer Zeit geworden," schreibt Primar Dr. med. Samuel Pfeifer. "Immer mehr Menschen klagen über Energielosigkeit, mangelndes Selbstwertgefühl, Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit."

"Nach zwei Jahren Psychoanalyse habe ich endlich wieder das Gefühl, durch eigene Kraft meinen Kopf über das Wasser halten zu können und frische Luft zu atmen. Und es ist ein Gefühl, das ich mich sogar getraue 'Glück' zu nennen."
Andrea K. (Betroffene)

Prof. Paul Kielholz, einer der Pioniere der Depressionsforschung, führt die steigende Zahl der Erkrankungen auch darauf zurück, dass die Diagnostik heute viel besser ist als sie noch vor Jahrzehnten war. Krankheiten wie Depression würden deshalb früher und besser erkannt. Doch auch Prof. Kielholz weist daraufhin, dass "Beziehungslosigkeit und Vereinsamung der Menschen in unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft" eine Volkskrankheit wie Depression fördert.

Tatsache ist, dass

  • jede vierte Frau unter 30 schon einmal wegen depressiven Beschwerden in Behandlung war

  • fast jeder Fünfte sich an einem zufällig festgesetzten Stichtag depressiv fühlte

  • drei von hundert Personen im Verlauf eines Jahres an einer schweren Depression erkranken

  • etwa 0,6 Prozent der Menschen im Verlauf ihres Lebens an einer manisch-depressiven (bipolaren) Psychose erkranken

Der Theologe und Buchautor Paul Schütz bezeichnete die Schwermut in einem seiner Werke als Massenerkrankung. "Die Schwermut," so schreibt er, "quillt in einer unstillbaren Blutung aus jeder mit sich selbst und mit der Welt uneinen Seele."

Wenn die Seele brennt

"Depression ist die Rache des Verdrängten."
Andreas Tenzer (* 1954), deutscher Philosoph und Pädagoge

Fremde Kulturen umschreiben den Zustand der Depression oftmals sehr eindrücklich.
In Simbabwe z. B. redet man von "Kufungisisa", was soviel bedeutet wie "zuviel denken müssen".
In Korea spricht man von "Hua Byung", das "aufgestaute Feuer". Auch das eine Bezeichnung, die viel aussagt, denn tatsächlich sind die Hauptsymptome einer Depression oft Hitzegefühle, Bauchweh, Seufzen, Grübeln, impulsives Herumwandern, Gefühlsausbrüche, Klagen, allgemeine Angst und depressive Zustände. In Indien werden psychische Probleme hingegen als Makel empfunden, über den man mit dem Arzt und den Angehörigen erst gar nicht spricht. Oft melden Patienten sich deshalb mit sozial eher akzeptierten körperlichen Symptomen, für die sich dann aber keine medizinischen Erklärungen finden. "Der Arzt", so schreibt Dr. Pfeifer, "muss sich in Indien erst gezielt an den eigentlichen Befund herantasten, indem er vielleicht Fragen stellt wie: "Fühlten Sie sich in letzter Zeit kraftlos? Hatten Sie Schmerzen auf der Brust oder tat Ihnen das Herz weh? Litten Sie unter vermehrtem Schwitzen?" Erst anhand solcher Fragen kann eine Depression dann diagnostiziert werden."

"Die Flügel der Sehnsucht heißen Glaube und Hoffnung."
Hubert Joost (*1939), Aphorismendichter

In Europa werden neben der klassischen Depression infolge des Leistungsdrucks in unserer Gesellschaft in letzter Zeit vermehrt Krankheitsbilder verzeichnet, die als "Burnout", oder "Chronic Fatigue Syndrome" bezeichnet werden. Im Grunde ist Depression aber eine Grundbefindlichkeit des Menschen in Einengungs- und Belastungssituationen, die wir schon seit sehr langer Zeit kennen. Eine Krankheit also, unter der einzelne Menschen zu allen Zeiten immer wieder litten.

Hilfen zum Gespräch mit Depressiven

  1. Grundhaltung Annahme
    Der von einer Depression Betroffene muss in seiner Krankheit und seiner subjektiv empfundenen Not immer zuerst ernst genommen werden.

  2. Behandlungsmöglichkeiten
    Um nichts zu versäumen, sollte man einen Verdacht auf Depression möglichst zügig ärztlich abklären lassen, sobald er aufkommt. Dem Betroffenen sollten therapeutische Möglichkeiten erklärt und auch angeboten werden. Bei einer schweren Depression ist die regelmäßige Einnahme von Medikamenten äußerst wichtig.

  3. Mut machen
    Den Blick für das schärfen, was dem Betroffenen an Möglichkeiten bleibt und mit fortschreitender Heilung wieder zunimmt:
    z. B. "Ich kann atmen, sitzen, mich anziehen, laufen, usw. ..."

  4. Hoffnung geben
    Die allermeisten Depressionen klingen nach einer gewissen Zeit wieder ab, deshalb sind Hoffnungen auf Heilung fast immer berechtigt.

  5. Depressive Denkmuster
    Denkmuster wie Selbstabwertung und überhöhte Ansprüche sollten vom Betroffenen erkannt und durch konstruktive Sichtweisen ersetzt werden.

  6. Depressive Wahnideen
    Diese lassen sich in der akuten Phase leider nicht korrigieren, deshalb ist es gut, sie zuerst stehen zu lassen und auf den normalen Alltag zu verweisen, wo es diese Ideen nicht gibt.

  7. Heilungsstützende Elemente
    Beziehungen, Tiere, Hobbies, Bewegung in der freien Natur, Sport, Glaube – all das kann Heilung unterstützen.

  8. Auf dem Weg der Heilung
    Betroffene sollten lernen, zeitweise Stimmungsschwankungen auf dem Weg der Heilung richtig einzuordnen. Sie gehören dazu.

  9. Angehörige
    Angehörige haben eine wichtige Funktion als "Mit-Therapeuten", auch wenn sie ärztlich-fachmännische Hilfe natürlich nicht ersetzen können.

  10. Geduld
    Der Therapeut sollte dem Betroffenen ein Therapieziel nach dem anderen setzen, damit er immer wieder kleine Erfolge erleben kann.

Vermeidbare Fehler

"Wer mit sich selbst in Frieden leben will, muss sich so akzeptieren, wie er ist.
Selma Lagerlöf (1858-1940), schwedische Schriftstellerin, Literatur-Nobelpreisträgerin
  • Wir sollten einen Patienten grundsätzlich nicht dazu auffordern, dass er sich "gefälligst zusammenreißen" sollte.

  • Kontaktschwierigkeiten an einem fremden Ort können die Probleme eines Betroffenen noch verstärken. Ernstlich Erkrankten ist es nicht in dem selben Maße möglich, "alles hinter sich zu lassen" und einen Urlaub zu genießen. Daher sind Reisen nur eingeschränkt zu empfehlen.

  • Dem Patienten einzureden, dass es ihm doch schon besser gehe, hilft ihm nicht, wenn er es subjektiv anders empfindet.

  • Einem Betroffenen zu irgendwelchen einschneidenden Entscheidungen raten, die sich später nicht mehr rückgängig machen lassen, kann fatale Folgen haben. Z. B. ist es nicht angeraten, ein Arbeitsverhältnis zu kündigen, wegen finanzieller Schwierigkeiten die Wohnung aufzugeben oder eine Beziehung abzubrechen.

  • Wer einem gläubigen Patienten empfiehlt: "Du musst nur mehr glauben, mehr beten!", überfordert ihn mit dieser zusätzlichen Anstrengung und hilft ihm nicht.

Depression bei Kindern

"Kinder sind die ernstesten Menschen auf der Welt, vielleicht die einzigen, denen alles ernst ist."
Otto Stoessl (1875-1936), österreich. Dichter, Essayist und Erzähler

Nicht nur Erwachsene – überforderte Mütter oder Männer und Frauen in nervenaufreibenden Berufen – können an Depressionen erkranken, auch Kinder bleiben davon nicht verschont. Nur äußert sich Depression bei Kindern teilweise anders als bei Erwachsenen.

  1. Kleinkinder
    wirken in der Phase einer Depression oft ausgesprochen still und schüchtern, manchmal auch "überdreht" und aggressiv. Eines der auffälligsten Anzeichen für Depression ist jedoch, dass bei Kindern die Lust zum Spielen abnimmt wie überhaupt der Antrieb, etwas zu unternehmen. Manchmal beginnen sie auch, völlig unmotiviert zu weinen, sie essen wenig und schlafen schlecht oder besonders lang. Im Alltag verhalten sie sich mitunter schablonenhaft, desinteressiert und wenig bis gar nicht kreativ.

  2. Schulkinder
    hingegen wirken unsicher, kontaktgestört, leicht reizbar, unkonzentriert, leistungsschwach und niedergeschlagen. Bei ihnen äußert sich die Erkrankung oft dadurch, dass sie nicht mehr zur Schule gehen möchten, sich nur noch zurückziehen, an nichts mehr interessiert sind, aus nicht nachvollziehbaren Gründen zu weinen anfangen. Manche beginnen sogar mit Bettnässen und vor allem Nägelkauen. Vielfach schrecken solche Kinder auch in der Nacht auf und wirken irritiert über sich selbst.

  3. Jugendliche
    erscheinen in einer Phase der Depression oft sehr ernst und bedrückt und neigen zum Grübeln. Ihre Stimmungslage ist vielfach als labil zu bezeichnen; sie sind dann besonders stark suizidgefährdet. Zu erkennen ist die Krankheit oft an einem starken Hang, sich zurückzuziehen, an Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Desinteresse, Verschlossenheit und verheimlichten Wahnvorstellungen.

"In den Kindern erleben wir unser eigenes Leben noch einmal und erst jetzt verstehen wir es ganz."
Søren Kierkegaard (1813-1855), dänischer Philosoph und Schriftsteller

Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass viele der genannten Anzeichen wie Stimmungsschwankungen, veränderter Körperwahrnehmung, ein Zuwachs an Ernsthaftigkeit und Nachdenklichkeit auch zu den natürlichen Begleiterscheinungen der Pubertät zu rechnen sind. Die Übergänge können hier fließend sein und es sollte im Zweifelsfall mit einer Fachperson geklärt werden, ob eine Depression vorliegt.

Was können die Ursachen bzw. Auslöser einer Depression bei Kindern sein?

  1. Eine ererbte Neigung zur Depression, oft zusammen mit einer sensiblen Grundstruktur der Persönlichkeit;

  2. der Verlust eines Elternteils;

  3. traumatische Erfahrungen und zwar sowohl einmalige traumatische Erfahrungen wie auch länger andauernde;

  4. starke Spannungen zwischen Eltern, z. B. vor, während oder nach einer Scheidung;

  5. Überforderung in der Schule oder daheim;

  6. Mobbing.

Was ist bei depressiven Kindern anders als bei Erwachsenen?

Der Ärger wandelt sich in Wut, und danach gerät man in einen Zustand der Depression."
Iwan Gontscharow (1812-1891), russischer Romanschriftsteller

Bei Kindern und Jugendlichen sind insgesamt weniger Schlafstörungen und Kopfschmerzen zu beobachten. Auch kommen Verarmungsängste bei ihnen kaum vor. Magen-Darm-Beschwerden hingegen sind sowohl bei Kindern und Jugendlichen wie auch bei Erwachsenen gleichermaßen zu beobachten. In der Regel projeziert das Kind sein Unbehagen diffus auf den Bauch. Speziell kinderspezifische Verhaltensweisen sind Bettnässen, Mutismus (psychisch bedingte Stummheit), Daumenlutschen und Nägelkauen.

Verlauf und Prognose

Eine New Yorker Studie aus dem Jahr 1999 untersuchte 83 junge Erwachsene, die erstmals als Kinder eine depressive Phase durchgemacht hatten. Der Vergleich mit nicht in der Kindheit  an Depression erkrankten Personen ergab folgende Unterschiede:

  1. Bei an Depression erkrankten Jugendlichen gab es erheblich mehr Suizidversuche, mehr Drogen- und Alkoholmissbrauch und größere soziale Probleme.

  2. Es zeigten sich mehr Probleme im Bereich der Berufsfindung und Berufsentwicklung.

  3. Medizinische Dienste wurden häufiger in Anspruch genommen.

  4. 45 Prozent der betroffenen Jugendlichen erlebten auch im späteren Erwachsenenalter eine depressive Störung.

  5. Bei 55 Prozent allerdings stabilisierte sich das psychische Wohlbefinden im Laufe der Jahre.

Wichtig zu wissen

"Die großen Leute verstehen nie etwas von selbst, und für die Kinder ist es zu anstrengend, ihnen immer und immer wieder erklären zu müssen."
Aus: "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944), Schriftsteller und Flieger

Der berühmte Schweizer Psychiater Dr. Roland Kuhn (1912-2005) schreibt: "Unaufmerksame Eltern und Lehrer merken oft lange nicht, dass das Kind krank ist. Sie machen ihm Vorwürfe, und es wird bestraft, bis ein plötzlicher Gefühlsausbruch mit Klagen über seinen Zustand die Situation enthüllt. Dann kommt das Forschen nach Ursachen, das kaum je Erfolg hat." Schenken Sie daher Ihrem Kind Beachtung, auch wenn es unverständliche Bedürfnisse oder lästige Verhaltensweisen zeigt. Gehen Sie der Sache nach, wenn Ihr Kind sich über die Maßen zurückzieht und klären Sie Ungereimtheiten gegebenenfalls mit professioneller Hilfe ab!

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