01.09.2009

Gottes Schöpfung – unsere Verantwortung

Atsumu Ohmura ist Professor für Klimaforschung an der ETH Zürich und Direktor des "World Radiation Monitoring Centre", einer Abteilung des "World Climate Research Programme" (WCRP), das maßgeblich an der Herausgabe des neuesten Welt-Klimaberichts beteiligt war. Er sagt, dass die in den Klimaberichten erarbeiteten Prognosen sich bislang weitgehend bewahrheitet haben, und malt ein düsteres Bild unserer Zukunft. Die bereits 1986 vorausgesagte globale Erderwärmung von 0,6 Grad bis zum Ende des 20. Jahrhunderts ist eingetroffen und hat bewirkt, dass die Eismeere zu schmelzen begonnen haben, was langfristig zu katastrophalen Folgen führen kann.

Sturm, Gewitter und Malaria

Für die nächsten 100 Jahre wird eine weitere Erwärmung um 1,8 bis 3 Grad erwartet, die wiederum globale Veränderungen zur Folge haben wird. Biologen beobachten schon jetzt eine veränderte Insekten­aktivität. Ein Beispiel ist die Anopheles-Mücke. Die für die Übertragung von Malaria verantwortliche Mücke findet praktisch schon heute in Europa ideale Lebensbedingungen vor. Extremereignisse wie starke Winde, Hurrikane, Hagel und intensive Gewitter werden häufiger werden, sagt Prof. Atsumu Ohmura. Der Meeresspiegel, der in den letzten 100 Jahren um 15 Zentimeter gestiegen ist, wird nach den Prognosen der Klimaforscher in den nächsten 100 Jahren weiterhin deutlich steigen. Wie hoch dieser Anstieg sein wird und wie schwerwiegend seine Folgen sein werden, hängt von der Entwicklung der Antarktis ab. Wenn die dortige Eisschicht mit einer Dicke von 67 Metern ins Rutschen kommt, wird mit einem Anstieg des Meeres von über einem Meter gerechnet. Das wird für Millionen von Menschen schwerwiegende Auswirkungen haben. Atsumu Ohmura, der in zahlreichen internationalen Forschergruppen mitarbeitet und wegen seiner wissenschaftlichen Beiträge zur Klimaerwärmung weltweit Ansehen genießt, ist der Meinung, dass das derzeitige Szenario der Weltklimaveränderung schlimmer ist als der in der Bibel vorausgesagte apokalyptische Weltuntergang, weil die langsamen Veränderungen uns allen bekannt sind, aber dennoch kaum wahrgenommen werden.

Meeresspiegel wird ansteigen

Wenn die Temperatur in den nächsten Jahren, wie vorausgesagt, um 2 - 3 Grad steigt, werden 40 bis 60 Millionen Menschen von der Malaria bedroht sein. Bei einem Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter werden in den Ländern des Südens 56 Millionen Menschen in ihrer Existenz bedroht sein, bei einem Anstieg von zwei Metern wären es 89 Millionen und bei fünf Metern wären nicht weniger als 245 Millionen Menschen davon betroffen.

Über eine Milliarde wird hungern

Weltweit hungern heute noch immer 825 Millionen Menschen, während ein Großteil der Menschen in den reichen Industrie­nationen im Überfluss lebt. Der Klimawandel wird diese Ungerechtigkeit weiter verschärfen, weil durch Dürre, Überschwemmungen und Ernteausfälle weitere 250 bis 550 Millionen Menschen zu wenig Nahrung haben werden. Die Zahl der von Hunger Betroffenen wird damit auf über eine Milliarde anwachsen. Neben dem Eis in Arktis und Antarktis schmelzen derzeit weltweit auch die Gletscher. Gewisse Tier- und Pflanzenarten breiten sich nach Norden hin aus, während die Dürreperioden in den Tropen und Subtropen immer länger dauern. In den letzten 500 Jahren wurden noch nie so hohe Durchschnitts­temperaturen gemessen wie in den letzten 50 Jahren.

Ursachen und Prognosen

Das Erdklima wird durch zahlreiche Faktoren beeinflusst, die zum allergrößten Teil natürlicher Art sind. So hat z. B. die Distanz zwischen Sonne und Erde wie auch die Vulkan- oder Sonnentätigkeit einen großen Einfluss. Doch es gibt auch andere Faktoren – und die sind großteils von Menschen verursacht. Die Naturwissenschaftler sind sich einig darüber, dass eine der wesentlichsten Ursachen für die gegenwärtige Erdklima-Umwälzung auf den Kohlendioxid (COĠ)- und Methangasausstoß seit der industriellen Revolution zurückzuführen ist. Das COĠ, das durch die Nutzung fossiler Brennstoffe wie Erdöl und Erdgas in die Atmosphäre abgegeben wird, verändert nämlich die Intensität des Treibhauseffekts und wirkt sich direkt auf die Erdtemperatur aus. Die Menge des vom Menschen verursachten Ausstoßes an Kohlendioxid hat sich im 20. Jahrhundert um 30% erhöht.

Was wird in 50 oder 100 Jahren sein?

Genau weiß das niemand. Doch der vom IPCC (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) prognostizierte Temperaturanstieg um 1,8Ḟ C bis 3Ḟ C entspricht den allgemeinen Befürchtungen der Experten. Ebenso deren Voraussagen für die Auswirkungen auf die Umwelt. Spätestens jetzt wäre eine verantwortungsvollere Haltung des Menschen nötig, um zu verhindern, dass sich die Lage zumindest nicht mehr verschlimmert. Doch genau das Gegenteil ist der Fall – und das wirft Fragen auf, die uns alle angehen.

Warum handeln wir, wie wir handeln?

Wir reden inzwischen viel über das Problem der Klimaveränderung, doch nur wenige tun etwas dagegen. Der Grund dafür ist unsere Bequemlichkeit. Wenn wir nämlich den Kohlendioxid-Ausstoß verringern wollten, müssten wir unsere Lebensweise verändern. Doch das will keiner. Die Gesellschaft, in der wir leben, ist auf Wirtschaftswachstum und Konsum ausgerichtet. Wer gegen die Klimaveränderung etwas tun möchte, müsste beginnen, dieses Gesellschaftssystem zu hinterfragen. Das jedoch geschieht nicht. Im Gegenteil. Was wird in der gegenwärtigen Krise nicht alles unternommen, um das Wirtschaftswachstum wieder anzukurbeln! Das ist gewiss nötig, weil es die Arbeitsplätze der Menschen sichert. Doch daran wird sichtbar, in welchem Teufelskreis wir gefangen sind. Wobei die rasante Entwicklung von Staaten wie China, Indien und weiterer sogenannter Schwellenländer die Situation noch zusätzlich verschärft.

Möglichkeiten gäbe es viele

Dabei gäbe es viele Möglichkeiten für eine COĠ-Reduktion, wenn auch alle diese Möglichkeiten darauf hinauslaufen, dass wir bescheidener leben und verantwortungsvoller mit unseren Ressourcen umgehen müssten. Wir müssten z. B. unsere Mobilität einschränken, unsere Autos öfter mal stehen lassen und mit dem Zug fahren, Gebäude besser isolieren, vor allem lokale Produkte kaufen – und nicht gerade Erdbeeren aus Übersee zur Weihnachtszeit. Wer kennt sie nicht, all die guten Ratschläge und Vorsätze? Aber praktizieren wir sie?

Was können – was sollten Christen tun?

In 1. Mose 2, 15 lesen wir: "Und Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren." An diese Stelle der Bibel sollten sich Christen zu allererst erinnern, wenn es um die Verantwortung für die Schöpfung geht. Der Herr hat uns die Erde anvertraut und uns aufgetragen, sie zu bebauen und zu bewahren. Das heißt, dass wir – insbesondere als Christen – Verantwortung dafür tragen, was mit und auf dieser Welt geschieht. Doch statt Respekt vor Gottes Schöpfung und christlicher Nächstenliebe regieren Egoismus und Gier, Hochmut und Trotz, was dazu geführt hat, dass die gesamte Schöpfung nicht nur, wie Paulus im Brief an die Römer schreibt, "leidet und stöhnt wie eine Frau in den Geburtswehen," (Röm. 8, 22) sondern dass eine Veränderung ausgelöst worden ist, die zu katastrophalen Folgen führen wird. Die Bibel ruft uns Menschen immer wieder zur Bekehrung auf und meint damit eine Verhaltens- und Sinnesänderung, die das gesamte Denken und Handeln des Menschen umschließt. Wir beziehen diese Aufforderungen oft nur auf das Verhalten unserem Nächsten gegenüber. Doch die Aufforderung ist weiter gefasst. Sie bedeutet für uns heute möglicherweise auch, weniger zu konsumieren, auf Überfluss zu verzichten, die Beziehung zu Gott und unseren Nächsten zu pflegen. Ein einfacher Lebensstil, mehr Nähe zu Gott und immer wieder auch die Hoffnung, dass Gott diese unsere Erde nicht vergessen hat und dass er es letztlich nicht zulassen wird, dass wir sie kaputt machen – das wäre das Gebot der Stunde, um eine entscheidende Veränderung herbeizuführen. Das klingt vordergründig unrealistisch, wäre im Prinzip aber sehr einfach.

Einfache Ratschläge

Was Prof. Ohmura rät, ist ebenso einfach. Er ist der Meinung, dass es v. a. darum geht, dass wir alle viel verantwortungsvoller mit unseren Ressourcen umgehen. Elektrisches Licht nicht unnötigerweise eingeschaltet lassen. Fernseher und Computer ganz ausschalten, statt sie im "Standby"-Modus zu lassen. Allerdings vertritt er die Ansicht, dass es zuerst einmal darum geht, Länder wie die USA, China und Indien dazu zu bringen, klimabewusster zu leben. Doch all das fängt bei der Erkenntnis an, der eine Art von Erziehung folgen muss. "Die Wahrheit wird euch frei machen!", heißt es in der Bibel, an die sich Prof. Ohmura, wie er sagt, immer wieder erinnert fühlt. Die Frage ist, wollen wir frei sein? Frei von unserer Gier und unserem Egoismus? Wollen wir, dass uns Gottes Schöpfung mit ihrer unbeschreiblichen Vielfalt und ihrem Artenreichtum erhalten bleibt? Wenn ja, dann müssen wir jetzt handeln.

Jesus sagt: "Kehrt um!"

In vielen Ländern der Erde und quer durch die Interessengruppen ist derzeit ein allmähliches Umdenken in Bezug auf den Klimaschutz zu erkennen. Doch von Bekehrung und der radikalen Umkehr, von der die Bibel spricht, ist nur vereinzelt etwas zu sehen. Die meisten Bekehrungen zum christlichen Glauben werden derzeit in Afrika und Asien verzeichnet. Wenn aber das Kohlendioxid noch weitere 20 Jahre mit den gegenwärtigen Steigerungsraten in die Atmosphäre gelangt, ist bis zum Ende des Jahrhunderts mit dem prognostizierten Temperaturanstieg und den genannten Folgen
zu rechnen. Sollte über diesen Zeitraum hinaus noch keine Verhaltensänderung der Menschheit – v. a. aber der Menschen in den Industrienationen – eintreten, würde die Erderwärmung sogar noch stärker zunehmen. Dann müssen wir damit rechnen, dass das Leben auf dieser Erde von immer mehr und immer größeren Katastrophen bestimmt sein wird, wie sie uns in der Bibel im Buch der Offenbarung vorausgesagt werden. Und das meiste davon haben die Menschen sich dann selbst zuzuschreiben.

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