01.03.2020

Christenverfolgung nimmt weltweit zu

In den 50 Ländern, die wir auf der Liste des Weltverfolgungsindexes 2020 aufgelistet sehen, leben rund fünf Milliarden Menschen, darunter nach Angaben der World Christian Database und Schätzungen von Open Doors ca. 640 Millionen Christen. Etwa 260 Millionen von ihnen sind starker bis extremer Verfolgung ausgesetzt. Kirchliches Leben ist dort, wenn überhaupt, nur mit erheblichen Einschränkungen möglich. Besonders christliche Leiter werden ins Visier genommen und bedroht, verhaftet oder ermordet. Weite Teile der Bevölkerung begegnen Christen mit einer wachsenden Feindseligkeit. Im Bildungsbereich und der Arbeitswelt sowie im Umgang mit den Behörden erleben sie massive Schikane. Im Berichtszeitraum vom 1. November 2018 bis 31. Oktober 2019 wurden fast 9.500 Kirchen und kirchliche Einrichtungen attackiert, zerstört oder geschlossen; im Vorjahr waren es 1.850.

Im Regime von Kim Jong Un in Nordkorea werden Christen bereits seit Jahrzehnten verfolgt. Zehntausende Christen müssen in Straflagern schwerste Zwangsarbeit leisten und schlimmste Foltern erleiden. In Afghanistan gilt der Abfall vom Islam nach wie vor als todeswürdiges Vergehen. Christen müssen äußerst vorsichtig sein, um nicht entdeckt und ermordet zu werden. Das Gleiche gilt für Somalia. Auch hier können Christen ihren Glauben nur heimlich leben.In Libyen ist das Leben der wenigen Christen derzeit besonders durch die kriegerischen Auseinandersetzungen rivalisierender Islamisten gefährdet. Christliche Flüchtlinge in Libyen, die nach Europa fliehen wollen, werden von ihren Landsleuten daran gehindert, schikaniert, gefoltert und auch ermordet.

Auch Pakistan ist eines der Länder, in denen Christen verfolgt und getötet werden. Täglich kommt es zu besonders perfiden Übergriffen gegen christliche Mädchen und Frauen. Die zynischen Blasphemie-Gesetze des Landes zwingen Christen zu größter Vorsicht. Jedes Mitglied einer Regierung, das eine Änderung dieser Gesetze auch nur in Erwägung ziehen würde, riskiert den Tod.

Christen in den afrikanischen Ländern Eritrea und Äthiopien sind weiter starker Verfolgung ausgesetzt. Die Regime ließen 2019 wieder hunderte von Christen verhaften und verfügten im Juni 2019 die Schließung und Beschlagnahmung von 22 christlich geführten Kliniken. Im Sudan ließ der seit April 2019 abgesetzte Präsident Omar Al-Bashir wiederholt das Eigentum christlicher Gemeinden beschlagnahmen, Kirchengebäude zerstören und Pastoren und Pfarrer verhaften. Hier hoffen die Christen nun auf eine Besserung der Situation. Ob sie tatsächlich eintritt, wird sich zeigen.

"Je mehr Verfolgung, umso offensichtlicher wird die Wahrheit."
Leo Tolstoi (1828–1910), weltberühmter russischer Erzähler und Romanautor

Wie in fast allen islamischen Ländern, so ist es den Menschen auch im Jemen strengstens verboten, den Islam zu verlassen und einen anderen Glauben anzunehmen. Wer sich dennoch zu Jesus bekennt, riskiert sein Leben, vor allem jetzt, wo der Einfluss rivalisierender islamistischer Gruppierungen stark zugenommen hat. Gemeinsam treiben sie die Verfolgung von Christen im Land voran, nicht selten mit der Unterstützung durch Regierungsbeamte und Behörden.

Der Iran ist nicht nur wegen seines heimlichen Atomprogramms in den Schlagzeilen. Er betreibt auch eine ganz offene Christenverfolgung. Im Iran ist der Islam Staatsreligion und die Scharia Rechtsgrundlage. Umso erstaunlicher ist es, dass sich in den letzten Jahrzehnten dennoch hunderttausende Muslime dem Glauben an Jesus Christus zugewandt haben. Sie treffen sich heimlich in Hauskirchen, die regelmäßig Ziel von Razzien sind. Den Leitern solcher Hauskirchen drohen langjährige Gefängnisstrafen und Folter. 2018-2019 wurden im Iran 194 Christen verhaftet. Viele Iraner, die zum Glauben an Jesus Christus gefunden haben, sind wegen der Verfolgung aus ihrem Land geflohen. In Indien und China können wir sehen, was im Bereich digitaler Überwachung alles möglich wird und wie Christen auch in den Ländern der westlichen Welt eines Tages überwacht werden könnten. Indien zählt seit 2019 erstmals zu den zehn für Christen gefährlichsten Ländern der Welt. Die Hilfsorganisation "Open Doors" hatte mehr als 440 gewaltsame und hassmotivierte Übergriffe gegen Christen registriert. Die zunehmende digitale Überwachung führt sowohl in Indien wie auch in China zu immer mehr Verhaftungen und zu einer generellen Einschüchterung von Christen. Auf diese Weise wird versucht das kirchliche Leben zu ersticken. In den Kirchen in China stehen Kameras und es wird auch zunehmend biometrische Gesichtserkennung eingesetzt, um die Menschen, die sich zum christlichen Glauben bekennen, zu kontrollieren. Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis die kommunistische Partei gegen alle christlichen Kirchen und kirchliche Einrichtugnen weiter vorgeht. Im Jahr 2019 wurden in China bereits mehr als 5.500 Kirchen und kirchliche Einrichtungen geschlossen.

"Menschen werden das verfolgen, vor dem sie am meisten Angst haben."
Leonardo da Vinci (1452–1519)

In afrikanischen Ländern südlich der Sahara führen islamische Extremisten regelrecht Krieg gegen christliche Gemeinden. Kirchen, Schulen und christliche NGOs waren 2019 Angriffen ausgesetzt oder mussten aus Angst davor geschlossen werden. Ähnlich ist die Lage in weiteren Staaten der Region, darunter Mali. Und immer ist es die militante Ideologie des Islam, die die Menschen in diesen Ländern dazu antreibt, Christen zu verfolgen, zu demütigen und umzubringen. Auch Christen in Asien leiden unter dem militanten Islamismus. So hat sich z. B. die Lage in Bangladesch und auf Sri Lanka für Christen weiter verschlechtert. Auf Sri Lanka haben bei Anschlägen auf Ostergottesdienste und Hotels im April 2019 etwa 250 Menschen ihr Leben verloren, die meisten davon Christen.

Wegen der Unsicherheit im Irak und der Bedrohung durch schiitische Milizen zögern geflüchtete Christen, in ihr Land zurückzukehren. Ihre Zahl hat innerhalb nur einer Generation um 87% abgenommen. Ähnlich ist die Situation in Syrien. Inzwischen droht Christen auch durch den Einmarsch der Türkei in Nordostsyrien die Vertreibung. Die weltweit bekannt gewordene aus Pakistan stammende Christin Asia Bibi, die 2019 durch die Intervention vieler christlicher Länder aus der Haft in Pakistan frei kam und jetzt in Kanada lebt, bat darum, auch die nicht zu vergessen, "die schon jahrelang im Gefängnis leiden".

Verfolgte Christen brauchen viel mehr Unterstützung

"Die Religionsfreiheit nimmt weltweit von Jahr zu Jahr immer mehr ab. Doch internationale Bemühungen können viel bewirken. Wenn Regierungen Christen das Recht verweigern, ihren Glauben zu leben, und sie stattdessen verfolgen, müssen wir als Christen zu ihrer Stimme werden", sagt Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland. Das gilt auch für die Christen unter den Flüchtlingen in unserem Land. Eine Abschiebung in Länder wie Iran oder Afghanistan bedeutet für diese Christen oft eine Bedrohung für ihr Leben. Die europäischen Länder sollten, Menschen, die sich nachweislich zu Jesus Christus bekennen, zu schützen, von Abschiebungenen abzusehen und sich dadurch wesentlich entschlossener für verfolgte Christen einzusetzen, als das bis heute der Fall ist.

Das könnte Sie auch interessieren